Hauptinhalt
1527 – 1748: Mittelalterliche Universitätsmusik in Marburg
Aufzeichnungen über die Anfänge der Musikpflege in den frühen Jahren der Universitätsgründung (1527) sind leider kaum vorhanden. Allerdings zogen bereits damals Studenten gerne nachts mit Gesang und Laute durch die engen Marburger Gassen, wie das von Petrus Nigidius verfasste »Leges scholasticae« des Pädagogiums verrät – dort wird es nämlich verboten:
»Nocturne tempore nemo in plateis cantet vel fidibus ludat aut alioqui vociferetur.« (»Zur Nachtzeit soll niemand in den Gassen singen, die Laute spielen oder sonst laut ausrufen.«)
1608 kamen Heinrich Schütz (Bild links) und seine Brüder als Studenten nach Marburg. Es ist anzunehmen, dass Schütz, bevor er vom Landgrafen Moritz nach Venedig zum Studium der Musik geschickt wurde, an der praktischen Musikausübung in Marburg beteiligt war. Einige Marburger Studentenlieder aus seiner Zeit sind überliefert – vielleicht hat Schütz einige davon selbst geschrieben. Über Marburger Vokalmusik nach dieser Zeit ist jedoch nicht viel bekannt, an der Philipps-Universität gab es auch noch keinen institutionellen Musikbeauftragten, wohl aber einenUniversitätstanzmeister (den es sogar bis 1927 gab!), der den Studenten Paar- und Gruppentänze der damaligen Zeit beibrachte.
Es ist bekannt, dass 1727 zum 200jährigen Jubiläum der Philipps-Universität eine »deutsche Cantate« mit Arien für vier Solostimmen, Duette, Rezitativen und Chören musiziert wurde, die jedoch leider nicht mehr erhalten ist (»Cantate zur Kirchen-Music Gehalten zu Marburg am 14ten August 1727 Bey Hochfeierlicher Celebrierung des zweyten Academischen Jubel-Festes«). Einen institutionellen Chor an der Philipps-Universität gab es zu dieser Zeit jedoch noch nicht. Erst sechs Jahre später gab es den ersten Anlauf zur Gründung eines stehenden Chores: 1733 wendet sich der Kantor der refomierten Kirche Johannes Friedericus Isleiber an den damals amtierenden Pädagogiarchen Johann Caspar Santoroc mit der Bitte, die sogenannte »Chor-Freyheit« zu erhalten. Konkret hieß es, dass man
»dem Beyspiel so vieler anderer aus solchen dürfftigen leuten einen so genannten Chor aufrichtet, welcher verpflichtet wird beym Gottes dienst [sic] den Gesang nach allem vermögen zu unterstützen, wie auch Musiquen dabey aufzuführen, und dagegen zur Belohnung seiner mühe erlaubniß hat, wöchentlich vor oder in denen Häußern derer Liebhaber mit einer kleinen Music auf zu warten und die dagegen fallende gratials in einer büchse zu sammeln, welche quartaliter geschloßen und nach proportion ausgetheilet alles benötighte darreichet.«
Santoroc entgegnete, dass darüber mit dem »Consortio Academico oder dem Corpore Scholarchianum« gesprochen werden müsse. Daraus ist jedoch offenbar nichts geworden.
Weiter zu 1748 – 1845: Die Anfänge institutionell organisierter Musik an der Philipps-Universität
Quellen:
- Hans Engel: Die Musikpflege der Philipps-Universität zu Marburg seit 1527. Marburg, 1957.
- Der Marburger Konzertverein. Ein Streifzug durch seine Geschichte von 1786 bis 1999. Marburg, 1999.