18.01.2022 1. Monatskolloquium 2022 - "Polnische Strafverfahren gegen Angehörige der Lagerbesatzung von Auschwitz-Birkenau" - Dr. Andrea Rudorff - 19.01.2022 - 16 Uhr

Bild: Bundesarchiv

Zum 1. Monatskolloquium in 2022 konnten wir als Referentin Dr. Andrea Rudorff (Fritz Bauer Institut, Frankfurt/M.) gewinnen. Sie wird zu dem Thema "Polnische Strafverfahren gegen Angehörige der Lagerbesatzung von Auschwitz-Birkenau" vortragen:

"Polnische Strafverfahren gegen Angehörige der Lagerbesatzung von Auschwitz-Birkenau"

Das am Fritz Bauer Institut angesiedelte Forschungsprojekt beschäftigt sich mit den polnischen Nachkriegsprozessen gegen Angehörige der Lagerbesatzung von Auschwitz-Birkenau. Dieses Thema ist in Forschung und Öffentlichkeit bisher recht unbeachtet geblieben, was insofern erstaunlich ist, da Polen zu den Ländern gehörte, die in Bezug auf die juristische Ahndung dieser Verbrechen einen sehr großen Beitrag leisteten. Unter den 5500 Deutschen, die wegen NS-Verbrechen in Polen verurteilt worden sind, waren etwa 700 SS-Männer und 24 Aufseherinnen, die in Auschwitz-Birkenau eingesetzt waren. Damit ist Polen das Land, das weltweit die meisten Auschwitz-Täter_innen vor Gericht stellte.
Im Vortrag werde ich nach einer Vorstellung der juristischen Grundlagen auf die Vorbereitungen eingehen, die die polnische Exilregierung in London bereits während des Krieges, seit 1943 im Rahmen der UNWCC, unternahm. Welche Auswirkungen hatte der Systemwechsel im Jahr 1945, als die Alliierten die neugebildete kommunistische Regierung in Warschau anerkannten? Ein wenig erforschter Komplex ist die Arbeit der polnischen Militärmissionen zur Untersuchung von Kriegsverbrechen, die ab Frühjahr 1946 in den alliierten Besatzungszonen errichtet wurden, um Täter aufzuspüren und deren Auslieferungen zu organisieren. Wie identifizierten die dort tätigen Militärjuristen Auschwitz-Täter und mit welchen Schwierigkeiten waren sie konfrontiert? Thema ist weiterhin die Arbeit der Bezirkskommission Krakau zur Untersuchung von deutschen Verbrechen, die seit März 1945 auf dem Lagergelände akribisch Beweismittel dokumentierte, Überlebende befragte und in den folgenden Jahren die Hauptarbeit für die Vorbereitung der polnischen Auschwitz-Prozesse leistete. Wie gingen sie bei ihren Ermittlungen vor? Wie wurden Zeugen gesucht und gefunden und welche Opfergruppen repräsentierten sie? Anschließend geht es um die Verfahren selbst: wie erfolgte die Beweisführung, welche Möglichkeiten zur Verteidigung hatten die Beschuldigten und wie ist die Rechtsstaatlichkeit der Verfahren zu bewerten? Zu guter Letzt gehe ich den Aktivitäten von deutschen Institutionen wie dem Evangelischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz und der Zentralen Rechtsschutzstelle nach, die den Auftrag hatten, den in Polen inhaftierten Kriegsverbrechern Unterstützung und Rechtshilfe zukommen zu lassen.

Die Veranstaltung findet online via Zoom statt.

Termin:

Mittwoch, 19. Januar 2022

um 16.00 Uhr c.t.

Der Zoomraum wird ab 16.00 Uhr geöffnet sein.

Die Anmeldeinformationen lauten:

https://zoom.us/j/93850596330?pwd=Vm0yVlNRNEZSeVZTK1ZBM21XbW1wQT09

oder direkt über das Programm:
Meeting-ID: 938 5059 6330
Kenncode: ICWC2003

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