21.01.2025 Jetzt online: Zusammenfassung des Vortrags "Safeguarding Children from Sexual Abuse in Conflict and Crises Zones“

Ein leeres Klassenzimmer mit Holztischen und -stühlen sowie einer Tafel
Foto: Colourbox.de

Das neue Jahr eröffneten wir mit dem sechsten Vorlesung unserer Vortragsreihe "Grenzen und Grenzüberschreitung militärischer Gewalt". Am 14. Januar 2025 referierten Rosa Freedman (University of Reading Brunel University London)  und Sarah Blakemore (Keeping Children Safe) zum Thema: „Safeguarding Children from Sexual Abuse in Conflict and Crises Zones“. Zu Beginn des Vortrags stellten die beiden ihre Arbeit und ihren Werdegang vor. Dabei betonten sie die Vorteile einer interdisziplinären Zusammenarbeit, da beide ihre Expertise in unterschiedlichen wissenschaftlichen Feldern erworben haben. Anschließend sprachen sie abwechselnd über die Erkenntnisse, die sie während ihrer Projektarbeit gewonnen haben.

Die Arbeit widmet sich dabei nicht nur der Rechenschaftspflicht von Konfliktparteien, sondern auch der Umsetzung des Kinderschutzes. Laut Freedman und Blakemore würden 99 % der Vergewaltigungen nicht strafrechtlich verfolgt oder verurteilt, da sie nicht zur Anzeige gebracht werden. In diesem Zusammenhang führten sie ein Beispiel aus dem Vereinigten Königreich an, in welchem es ein sehr klares, sichtbares und eindeutiges Gesetz zu diesem Thema gebe.

Im weiteren Verlauf des Vortrags sprachen sie verstärkt über Krisen- und Konfliktsituationen, in denen die strafrechtliche Verfolgung von Missbrauch noch schwieriger sei. In Krisensituationen sei die gesellschaftliche Ordnung häufig bereits zusammengebrochen und Polizei oder andere Sicherheitskräfte könnten korrupt sein. Zudem seien Friedenstruppen und andere Krisenakteur:innen oft nicht hinreichend darüber informiert, welche Regeln für Missbrauch in solchen Situationen gelten. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass Krisenakteur:innen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen stammen, in denen es beispielsweise legal sein könnte, 15-jährige Personen zu heiraten. Dadurch entstünden Missverständnisse oder Unwissen über die geltenden Regeln. Dennoch seien Missbräuche keineswegs ausschließlich gelegentliche und zufällige Vergehen. Da häufig keine Überwachung solchen Verhaltens stattfinde, würden einige Akteur:innen den Zusammenbruch der Ordnung ausnutzen, um Frauen und Kinder sexuell zu missbrauchen. Dies wurde am Beispiel des UNHCR erläutert, da diese Organisation den höchsten Anteil an Missbrauchsfällen innerhalb der gesamten UN-Familie habe. Mitarbeitende dieser Organisation würden in Flüchtlingslagern teilweise von Geflüchteten Sex im Austausch für Grundbedürfnisse wie Essen verlangen.

Freedman und Blakemore gingen zudem auf die rechtlichen Aspekte des Kinderschutzes ein. Sie schilderten die zentralen Fragen, die sie sich während ihrer Arbeit und Forschung stellten. Eine davon war, wie man über die Rechenschaftspflicht hinausgehen könne. Dazu wollten sie zunächst ermitteln, welche Gesetze in diesem Zusammenhang relevant seien. Sie beschrieben eine Art Hierarchie von Fragen, die beantwortet werden müssten, um schließlich eine schlüssige Antwort auf die Hauptfrage zu finden. Dabei stellten sie fest, dass die bestehenden Gesetze oft nicht ausreichend verstanden würden. Um weiteren Schaden zu vermeiden, müsse laut Freedman und Blakemore ein System geschaffen werden, das ein tieferes Verständnis für die Bedeutung schädlichen Verhaltens ermöglicht.

Abschließend betonten sie die Bedeutung ihrer Forschung und beleuchteten die Hintergründe der Organisation Keeping Children Safe, die sie 2015 während der Missbrauchskrisen in Westafrika gegründet haben. Mit ihrer Organisation wollen sie praktische Werkzeuge für andere Organisationen entwickeln, um Missbrauch in all seinen Formen zu dokumentieren und vorzubeugen. Dazu bieten sie unter anderem Workshops zur Aufklärung in Schulen, Regierungen und anderen Institutionen an. Zudem unterstützen sie die Umsetzung von Richtlinien, Gesetzen sowie vorbeugenden und schützenden Mechanismen.

Mit ihren Vortrag setzen die beiden Referentinnen ganz neue Impulse und  in unserer Ringvorlesung, stießen Gedankengänge an und gaben Einblicke in aktivistische Arbeit. Wir bedanken und ganz herzlich bei Rosa Freedman und Sarah Blakemore. Am 21.01.2025 geht unsere Ringvorlesung in die vorletzte Runde. Wir freuen uns,  Christian Marxsen (Humboldt-Universität zu Berlin) mit einem Vortrag zu "Völkerrechtsordnung und Völkerrechtsbruch: Was sagen Rechtsbrüche und Kriege über den Zustand der internationalen Ordnung? " begrüßen zu dürfen.  

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