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Marburger „Trial-Monitor“ begleitet erneut Kriegsverbrecherprozess in Kambodscha

Bereits seit dem 15. April 2013 arbeitet die Studierende der Friedens- und Konfliktforschung als Prozessbeobachterin an den „Außerordentlichen Kammern in den Gerichten Kambodschas“ in Phnom Penh. Etwa sechs Monate wird sie gemeinsam mit anderen internationalen und kambodschanischen Beobachtern den zweiten Fall, „Case 002“, begleiten, dokumentieren und die Einhaltung der internationalen Verfahrensgrundsätze sicherstellen. Nachdem im Fall 001 der Angeklagte Kaing Guek Eauv alias „Duch“ bereits rechtskräftig verurteilt wurde, waren nun vier ehemalige hochrangige Kader der „Khmer Rouge“ angeklagt. Zwei Angeklagte sind in der Zwischenzeit wegen Krankheit bzw. Ablebens ausgeschieden, so dass sich nun noch Nuon Chea und Khieu Samphan auf der Anklagebank befinden. Ihnen werden u.a. Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.

Anne Lang wurde am Marburger International Research and Documentation Centre War Crimes Trials (ICWC)im Rahmen des Trial-Monitoring Programme auf diese Tätigkeit vorbereitet. Im Rahmen dieses Programmes, das sich an Studierende aller Fachbereiche, insbesondere aber jene der Rechtswissenschaft und Friedens- und Konfliktforschung, wendet, wird gezielt die Befähigung zum Prozessbeobachter vermittelt. Die universitäre Ausbildung zu Prozessbeobachtern ist weltweit einzigartig. Im Herbst 2010 von den damaligen Studierenden der Rechtswissenschaft Florian Hansen und Sacha Hörmann konzipiert, wurden die Marburger „Monitors“ im sogenannten Völkermordverfahren gegen den Ruander Onesphore R. vor dem Oberlandesgericht Frankfurt erstmals tätig. Weitere Einsätze folgten im Zuge der Strafverfahren gegen den Frankfurter „Flughafenattentäter“ Arid U., in weiteren Terrorprozessen sowie einer Vielzahl weiterer Verfahren vor dem Landgericht Marburg.

Unter der fachlichen Leitung des Marburger Strafrechtslehrers Professor Dr. Christoph Safferling, unterstützt von Florian Hansen, werden den Studierenden im Rahmen verschiedener Trainings, Workshops sowie speziell abgestimmter Vorlesungen im internationalen und nationalen Straf- und Strafprozessrecht die für den internationalen Einsatz erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt. Die Ausbildung schließt mit der Verleihung des Marburger Trial-Monitoring-Zertifikats ab.

Das Monitorprogramm in Kambodscha steht unter der Federführung der Asian International Justice Initiative, mit der das Marburger Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse bereits seit längerem kooperiert. Finanziell unterstützt durch das Bundesministerium der Justiz ist es nun wieder möglich, Marburger Absolventen der Spezialausbildung nach Kambodscha zu entsenden. Der nächste „Marburger Monitor“ wird voraussichtlich im August nach Kambodscha folgen.