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Nuremberg Moot Court 2015: Marburger Studierende als internationale Strafjurist/innen in Nürnberg

Vom 31. Juli bis 1. August 2015 fand der 3rd Nuremberg International Criminal Law Moot Court im Nürnberger Justizpalast statt, also am historischen Originalschauplatz des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses. Mit dabei war auch ein studentisches Team aus Marburg, wie bereits in den vergangenen zwei Jahren des Bestehens dieses Wettbewerbs, in denen die Philipps-Universität sehr erfolgreich vertreten war.

Das Marburger Team und die Coaches vor dem Nürnberger Justizpalast.
Foto: Alexander Thiel
Das Marburger Team und die Coaches vor dem Nürnberger Justizpalast.

Beim Nuremberg Moot Court handelt es sich um einen Wettbewerb, bei dem anhand eines fiktiven Falls mit aktuellen und historischen Bezügen Verhandlungen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in englischer Sprache simuliert werden und die Teilnehmenden jeweils als Ankläger/innen bzw. Verteidiger/innen vor mit internationalen Praktiker/innen und Wissenschaftler/innen aus dem Bereich des Völkerstrafrechts besetzten Richter/innenbänken auftreten. In diesem Jahr ging es thematisch um ein Land, in dem nach einem Regimewechsel hin zu einer autoritären Regierung religiöse Gruppen derart verfolgt werden, dass der Vorwurf des Völkermords im Raum steht und um eine Regierungsmitarbeiterin, gegen die der Verdacht der Beteiligung an medizinischen Experimenten an missliebigen Personen besteht.

Die Spannung steigt: Vorbereitung im Schwurgerichtssaal 600, wo einst das Internationale Militärtribunal im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess tagte.
Foto: Alexander Thiel
Die Spannung steigt: Vorbereitung im Schwurgerichtssaal 600, wo einst das Internationale Militärtribunal im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess tagte.

Die Teilnehmer/innen des Moot Courts erwerben durch die wochenlange intensive Arbeit an dem konkreten Fall wichtige praxisrelevante Kenntnisse, die auch für ihre weitere berufliche Zukunft über den Tag hinaus von hoher Relevanz sind. Denn ein Moot Court erfordert die Fähigkeit, sich schnell in ein unbekanntes Terrain einzuarbeiten und sich überzeugend und facettenreich schriftlich wie mündlich auszudrücken. Andere zu überzeugen, das ist eben nicht nur Ziel des Moot Courts, sondern Aufgabe von Jurist/innen überhaupt. Und das nicht etwa in der eigenen Muttersprache, sondern – so in Nürnberg – unter Verwendung der englischen Rechts-Fachsprache, wie sie in internationalen völkerstrafrechtlichen Zusammenhängen verwendet wird!

Theorie und Praxis werden also beim Moot Court in einer Weise zusammengeführt, wie sie die üblichen Lehrformate im Jurastudium nicht bieten können. Die vier Marburger Studierenden, die diese Chance in diesem Jahr nutzten und Schriftsätze für Anklage und Verteidigung ausarbeiteten, sowie sich in Nürnberg im "Pleading" in der Rolle der Verteidigung einem Team aus Kenia gegenübersahen, waren Maike Krüger, Janick Haas, Dennis Oynar und Jonas Sahm.