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Nuremberg Moot Court 2016: Marburger Jurastudierende erreichen Viertelfinale
Im berühmten Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes, wo einst das Internationale Militärtribunal im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess tagte, fand vom 27. bis 30. Juli 2016 der vierte Nuremberg International Criminal Law Moot Court statt. "Moot Court" bedeutet in etwa so viel wie "simulierte Gerichtsverhandlung". Es handelt sich dabei um einen internationalen Wettbewerb für Jurastudierende, bei dem diese in die Praxis des Völkerstrafrechts eintauchen: Sie übernehmen die Rolle von Ankläger/innen bzw. Verteidiger/innen vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Anhand eines fiktiven Falls entwickeln sie juristische Strategien und Argumentationen, verfassen Schriftsätze für das Gericht und treten schließlich mit eigenen Plädoyers vor Richterbänken auf, die mit erfahrenen internationalen Praktiker/innen und Wissenschaftler/innen aus dem völkerstrafrechtlichen Bereich besetzt sind. All dies übrigens nicht etwa auf Deutsch, sondern in englischer (Fach-)Sprache!
Schon seit es diesen Moot Court gibt, nehmen auch studentische Teams aus Marburg daran teil. Auch 2016 schulterten vier Marburger Studierende die umfangreiche und anstrengende Vorbereitung und traten schließlich in Nürnberg vor die Richter: Miriam Gandras, Jana Hermann, Paco Pawolleck und Svenja Sperling. Dabei konnten sie an das erfolgreiche Abschneiden ihrer Vorgänger/innen anknüpfen und errangen sogar noch einen besonderen und neuen Erfolg: Nachdem sie in zwei Verhandlungen gegen Teams aus der Ukraine und aus Äthiopien jeweils gewonnen hatten, erreichten sie die "K.O.-Runde" und mussten sich erst im Viertelfinale gegen den späteren Finalteilnehmer, ein Team der Universität von São Paulo, geschlagen geben. Doch nicht allein damit ernteten sie die Früchte für einen wochenlangen Verzicht auf Freizeit und so aufwendige wie anspruchsvolle Recherche-, Schreib- und Übungsarbeiten: Besonders wertvoll an solchen Moot-Court-Wettbewerben ist die Möglichkeit, Jura endlich einmal "in der Praxis" auszuprobieren, zu verstehen, wie Anwält/innen bzw. Ankläger/innen denken, das Auftreten und Argumentieren zu komplexen Sachverhalten vor Richter/innen zu üben und internationale Bekanntschaften zu schließen. Besonders für Letzteres bietet der Nuremberg Moot eine ausgezeichnete Gelegenheit, waren doch dieses Mal insgesamt etwa 100 Studierende u.a. aus Afghanistan, Äthiopien, Armenien, Australien, Brasilien, Kenia, den Niederlanden, Pakistan, Polen, Ruanda, Singapur, Uganda, der Ukraine, Großbritannien und den USA in Nürnberg dabei.
Ausgerichtet wird dieser beeindruckende Wettbewerb von der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien. In Marburg wird die Teilnahme als besondere und praxisorientierte Lehrveranstaltung angeboten vom Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) und der Professur für Strafrecht, Internationales Strafrecht, Strafprozessrecht und Völkerrecht. Vorbereitet und begleitet wurde das Marburger Team dabei von Herrn PD Dr. Ken Eckstein sowie einer Gruppe studentischer Coaches, bestehend aus Nicolai Bülte, Maike Krüger, Jonas Sahm, Simon Sträter und Leonard Wolckenhaar. Wertvolle Unterstützung erhielt das Team außerdem von Simon Meisenberg und Dr. Ignaz Stegmiller, denen dafür herzlicher Dank gilt.