08.01.2019 Bericht Zentrumstage 2018: Space in Peace and Conflict
Konflikt und Frieden im Kontinuum von Raum
Zentrum für Konfliktforschung richtet Zentrumstage 2018 aus
Wie wirkt Raum auf Konflikte und Frieden ein? Diese Frage stand im Fokus der Zentrumstage 2018 “Peace and Conflict through Space and Time”. Vom 18. bis zum 20. Oktober wurde das Zentrum für Konfliktforschung zur Plattform für den interdisziplinären Austausch um die Relevanz von Raum in Konflikten und Frieden. Rund 120 Wissenschaftler*innen, sowohl aus Deutschland, Europa als auch aus Israel und Australien, nahmen an der Konferenz teil, um ihre Perspektiven und Forschungserkenntnisse miteinander zu teilen.
Die Inhalte der Panels reichten von Vergangenheitsaufarbeitung, Protesten und Gewalt bis hin zu post-kolonialen Kontinuitäten, um nur eine Auswahl der Themenvielfalt zu nennen, die die Diskussion um Raum belebte. Zentrales Element der Zentrumstage bildete der interdisziplinäre Dialog, den Susanne Buckley-Zistel, geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Konfliktforschung, als inspiratives Moment der Konferenz bezeichnete: „Es wird in allen Präsentationen deutlich, dass wir von unterschiedlichen Disziplinen kommen. Es gibt nicht nur einen Ansatz zu Raum, sondern viele verschiedene Ansätze, die unsere Arbeit auch in Zukunft bereichern werden.“
Während der Konferenz und den zahlreichen spannenden Präsentationen standen zwei Vorträge im Zentrum des Austauschs um Raum. Annika Björkdahl, Professorin für Politikwissenschaft der Lund University, zeigte in ihrer Keynote, wie Raum als Produkt menschlicher Handlungen wichtige Einblicke in das Verständnis von Konflikten und das Entstehen von Frieden gewährt. „Raum,“ betonte Björkdahl, „ist politisch und inhärenter Teil von Machtverhältnissen.“ Migrationsbewegungen, Grenzen und Territorien als Faktoren, die eine essentielle Rolle in Frieden und Konflikten einnehmen, wären ohne Konzeptualisierungen von Raum nicht verständlich.
Wie relevant die konzeptuelle Anwendung von Raum für das Verständnis aktueller politischer Prozesse ist, verdeutlichte Sabine Hess, Professorin für Migrationsstudien der Universität Göttingen, anhand des gegenwärtigen Migrationsregimes der EU: „Wir sehen überall nicht nur die Rückkehr hoch militarisierter und materialisierter Grenzen, sondern auch von offenkundigen Formen von Menschenrechtsverletzungen.“ Indem diese Grenzregime der EU „die Externalisierung von Migranten und Migrantinnen auf neo-koloniale Weise radikal vorantreiben,“ zeigen sie auf, wie dicht Raum, Grenzen, Migration und Konflikt miteinander verwoben sind.
Auch wie eine Konferenz Impulse für eine nächste Generation von Wissenschaftler*innen geben kann, veranschaulichen die Zentrumstage. Stéphane Voell, Geschäftsführer des Zentrums für Konfliktforschung, beobachtete, wie die unterschiedlichen Präsentationen zu Raum studentische Teilnehmende auch im Nachhinein noch beschäftigten und sie sich über die Konferenz hinaus über Raum und seine Bedeutungen austauschten. Sie seien eingeladen, auch mit an Bord zu kommen wie auch alle anderen Teilnehmenden, denen die Konferenz neue Gedankenanstöße gegeben hat, um die Forschung zu Raum in der Friedens- und Konfliktforschung weiterzuführen und zu denken.
Wir danken allen Vortragenden und Teilnehmenden der Veranstaltung dafür, die Konferenz zu einem großen und inspirierenden Erfolg für die weitere Forschung zu Raum gemacht zu haben. Unser Dank gebührt auch der Universitätsstiftung Marburg und den Ursula-Kuhlmann Fonds sowie allen Verantwortlichen und Helfenden für die Unterstützung, die Zentrumstage ausrichten zu können.
Die Zentrumstage werden alle zwei Jahre vom Zentrum für Konfliktforschung veranstaltet. Sie fördern den wissenschaftlichen Austausch zu wissenschaftlichen Themen, die das Zentrum für Konfliktforschung als zentral für die Entwicklung der Friedens- und Konfliktforschung ansieht.