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Aufstieg informeller Polizeiarbeit in Europa: Sicherheit, Raum, Staat

Das Projekt, welches interdisziplinär eingebunden in die kritischen Sicherheitsstudien, die Sozialanthropologie sowie die urbanen Studien ist, betrachtet die befähigenden Konditionen und Effekte informeller nicht-polizeilicher Überwachung in Europa und kombiniert dabei Archivforschung mit vergleichender Ethnographie. Hierbei werden die Ausformulierungen zwischen urbaner Transformation, dem Anstieg von Unsicherheit und der Verbreitung extrem-rechter Ideologien beleuchtet, um zu erforschen, ob letzteres seinen Ursprung in der Materialität urbaner Transformationen der vergangenen Jahrzehnte findet. Seitdem Praktiken informeller Bürgerwehren, wie zivile Verteidigungsgruppen oder Nachbarschaftspatrouillen, das staatliche Monopol auf Sicherheit herausfordern, bringen sie auch die Transformationen in den Vorstellungen über den Staat und der Konzeption von Bürgerschaft ans Licht.

Durch zwei Fallstudien – jeweils in Deutschland und in den Niederlanden – zielt das Projekt darauf ab, die befähigenden Konditionen und Effekte der momentanen Vervielfachung von Nachbarschaftspatrouillen zu identifizieren und dabei die lokalen Faktoren, die die Wahrnehmung eines Sicherheitsdefizits beeinflussen, zu skizzieren. Es betrachtet die Rolle der urbanen Transformation über die vergangenen Jahrzehnte, in Zusammenhang mit der Transformation von Gesellschaftlichkeit und Diskursen urbaner und nationaler (Un-)Ordnung und (Un-)Sicherheit. Dabei wird die lokale Ebene mit der der nationalen und supra-nationalen Sicherheitspolitiken verknüpft. Durch eine Analyse der Legitimierung informeller Bürgerwehren durch Tendenzen der „Selbsthilfe-“Sicherheit, welche gleichzeitig den Staat als Lieferant von Schutz de-legitimieren, bietet das Projekt ebenso ein kritisches Verständnis der Koproduktion und Zirkulation von Diskursen zu Krisen und kulturellem und sozialem Konflikt und, wie diese die Wahrnehmung von (Un-)Sicherheit beeinflussen. Theoretisch betrachtet, zielt das Projekt auf die Konzeptualisierung einer Sicherheit-Raum-Staat Ansammlung unter dem momentanen Anstieg der extremen Rechten.

Projektlaufzeit: 2020-2022
Förderung: Gerda Henkel Foundation, Special Programme Security, Society, State
Leitende Forscher:in: Dr Ana Ivasiuc