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Arbeitsgruppe 30 X-Phi – Gruppe zur Experimentellen Philosophie (2013–2017)
Experimentelle Philosophie, auch X-Phi genannt, ist eine neue Art und Weise, Philosophie zu verstehen. Sie besteht darin, experimentelle Methoden anzuwenden, um klassische philosophische Fragen zu behandeln. Diese neue Strömung hat überwiegend in der angelsächsischen Philosophie besondere Aufmerksamkeit erhalten – im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten haben sich die ersten philosophischen Experimentallabore etabliert. Es sind bislang verschiedene Experimente in dem Bereich der Moralphilosophie, der Philosophie des Geistes und der Ästhetik durchgeführt und in den philosophischen Diskurs integriert worden. Dieses neue Verständnis der Philosophie hat sowohl Begeisterung als auch starke Ablehnung in der philosophischen Gemeinschaft hervorgerufen.
Ziel dieser Arbeitsgruppe war es, folgende Fragen in Bezug auf dieses neue Philosophiekonzept zu bearbeiten. Diese Fragen bewegten sich um vier thematische Achsen:
A. Die Frage nach der Legitimität des Unterfangens
Eine der ersten Fragestellungen unserer Arbeitsgruppe untersuchte die Legitimität der Verwendung von Experimenten für die Untersuchung philosophischer Fragen. Welche Rolle sollen Experimente für die Philosophie spielen? In dieser Linie wollten wir auch der Frage nachgehen, inwiefern es sich um eine "neue" philosophische Strömung handelt und bis zu welchem Punkt sie in Kontinuität mit der philosophischen Tradition steht. Wir wollten in diesem Zusammenhang auch die Unterscheidung zwischen einer empirischen und einer experimentellen Philosophie näher betrachten.
B. Abgrenzung des Arbeitsfeldes: Objekt und Methode
Ein weiteres Ziel der Arbeitsgruppe bestand darin, einerseits das Objektfeld und die Methode der experimentellen Philosophie zu definieren und anderseits die Grenzen zwischen der experimentellen Philosophie und anderen "Nachbardisziplinen", wie den Kognitionswissenschaften oder der Psychologie, zu untersuchen. In diesem Zusammenhang wurde die Frage behandelt, inwiefern die Objekte und das Verfahren der experimentellen Philosophie mit den Gegenständen und Methoden dieser anderen Disziplinen verwandt oder ähnlich sind und ob sie in einem Komplementaritätsverhältnis stehen. Die genauen Methoden der experimentellen Philosophie sollten dargestellt, untersucht und auf den Prüfstand gebracht werden. Hier war die Rolle der Begriffsanalyse, von Gedankenexperimenten oder der Introspektion näher zu behandeln.
C. Mögliche Anwendungsfelder
Um den Sinn dieser neuen philosophischen Strömung näher zu bestimmen, zogen wir in unserer Arbeitsgruppe exemplarisch die Ergebnisse der experimentellen Philosophie in Bereichen wie der Moralphilosophie, der Philosophie des Geistes oder der Ästhetik in Betracht. Hier interessierte uns insbesondere der Zusammenhang zwischen bestimmten philosophischen Fragen und der Entwicklung eines Experimentes, durch welches wichtige Elemente in Hinblick auf eine mögliche Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen gefunden werden könnten. Die konkrete Anwendung experimenteller philosophischer Experimente wurde auf den Prüfstand gebracht und mit der Behandlung ähnlicher Fragen in anderen Disziplinen und Teilbereichen der Philosophie verglichen.
D. Das experimental-philosophische Labor
Innerhalb dieser Strömung wurde nicht nur ein großer Wert auf die Rolle des Experimentes gelegt, sondern auch auf die Konstitution von experimental-philosophischen Laboren. Wie diese gestaltet sind, was in ihnen gemacht wird und was sie von anderen Laboren differenziert, stand auch im Mittelpunkt der Betrachtungen dieser Arbeitsgruppe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Arbeitsgruppe 30 X-Phi – Gruppe zur Experimentellen Philosophie die Rolle von experimentellen Methoden, um philosophische Themen und Fragestellungen zu erforschen, diskutiert und untersucht wurde.
Interessenten sowohl der Philosophie als auch anderer Disziplinen waren hierzu herzlich eingeladen.
Vergangene Veranstaltungen
Die Arbeitsgruppe X-Phi – Gruppe zur Experimentellen Philosophie organisierte die Tagung "Möglichkeiten und Grenzen der Experimentellen Philosophie", die am 19. und 20. Juni 2014 in Marburg im Centrum für Nah- und Mittelost-Studien stattfand. Weitere Informationen finden Sie im Tagungsprogramm (PDF).