13.09.2024 Antike Gärten zwischen Muße und Macht

CC Böhlendorf-Arslan/Weber

Ringvorlesung des MCAW im Wintersemester 2024/25

Hier geht es zum Programm.

Aus der Antike kennen wir einige berühmte Gartenanlagen wie die Hängenden Gärten von Babylon, die legendäre Parkanlage, die Kaiser Nero mitten in Rom für seinen Palast errichten ließ, und nicht zuletzt Vorstellungen vom Paradies und jenseitigen Gärten, die die Menschen nach ihrem Tod erwarteten. Die Ästhetik antiker Gärten war in den letzten Jahren ein beliebtes Forschungsthema. Doch sind gestaltete Grünanlagen mehr als bloße Idylle. Sie sind immer auch Ausdruck von Macht und waren überdies mit spezifisch religiös-konnotiertem Wirken verbunden. Mesopotamische Herrscher verfügten durch den Besitz von fruchtbarem Boden über die Lebensgrundlage ganzer Städte. Im antiken Griechenland gehörten Blumenwiesen, Quellen und Haine den dort verehrten Gottheiten und waren mit deren spezifischem Wirken verbunden. In den parkartig gestalteten Gymnasien wurden Körpernormen der griechischen Poleis geprägt. Schenkungen und Rückgaben von Grünflächen an das römische Volk waren politische Akte reicher Senatoren in der späten römischen Republik. Noch bis heute haben Gärten eine wichtige politische und soziale Bedeutung, die in den Stichworten Gesundheit und Erholung der Stadtbevölkerung, Renaturalisierung von Städten und politischem Aktivismus, wie Guerilla-Gardening, zum Ausdruck kommt.

Die politischen und gesellschaftlichen Aspekte von Gärten sind in der Antike besonders augenscheinlich, da Gärten im großen Maße als Symbole der Macht und als Ergebnisse von Machtausübung zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt worden sind. Dem Zusammenwirken von Macht, Repräsentation, gesellschaftlicher Fürsorge der Mächtigen und Gartenidyll in seiner Wechselwirkung mit den Menschen der Antike, ihrer Umwelt und den daraus entstandenen historischen Entwicklungen möchte das Marburger Centrum Antike Welt im Wintersemester 2024/25 nachgehen.

Im Rahmen unserer wöchentlichen Ringvorlesung werden wir den Einsatz von Macht und dessen Konsequenzen im Zusammenhang mit antiken Gärten aus natur- und kulturwissenschaftlichen sowie soziologischen Perspektiven in den Blick nehmen, um damit die tragende Rolle von Gärten für die makrohistorische Entwicklung antiker Gesellschaften erkennbar zu machen und einen nomothetischen Zugang zu erlauben. Die Vorträge aus den Fächern des MCAW und darüber hinaus betrachten Gärten und deren Bezug bzw. Relation zur Macht und den Mächtigen in der vormodernen Welt. Dabei geht es u. a. um folgende Fragen, die eine weiterführende Diskussion zu dem Thema ermöglichen sollen:

  • Welche Rolle spielten (physische, bildliche und symbolische) Gärten bei der Repräsentation und Legitimierung von Macht und Herrschaftsgewalt? Welche Macht ging von ihnen selbst aus? Wie trägt die Lokalisierung/ der Raumanspruch zur Machtlegitimierung bei?
  • Wem gehörten die Gärten in der Antike? Wer verfügte über genügend Mittel und Macht, fruchtbaren Boden für Gärten zu benutzen?
  • Wer hatte Zutritt zu irdischen und jenseitigen Gärten wie dem Paradies?
  • Welche Funktionen wurden Grünanlagen in der Antike zugeschrieben?
  • In welchen Bereichen wurden Gärten als kontrollierendes Regulativ eingesetzt (Begrenzung von Territorien, Stadtplanung, Beeinflussung von Bewegungsmustern, Erholung etc.)?
  • Inwiefern und aus welchen Gründen wurden Gärten (gezielt) zerstört?
  • Welche Rolle spielten Gärten im Mythos?
  • Inwiefern waren private Gärten politisch?
  • Welche Rolle spielten „zoologische“ Gärten bei der Repräsentation der Macht? 

Termin

Montag 18 Uhr c.t.
Vortragsraum der UB B008 (00/2080)
Deutschhausstraße 9
35037 Marburg

Die Vorlesung wird außerdem im Internet übertragen. Weitere Informationen sowie den Zugangslink bekommen Sie in unserem Emailverteiler: mcaw-rvl@lists.uni-marburg.de

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

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