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Der Kultbetrieb im Heraion von Samos in hellenistischer und römischer Zeit
Dr. Sabine Neumann (MCAW, University of Marburg) & Jan-Marc Henke (DAI Athen)
Die Erforschung des berühmten Hera-Heiligtums auf Samos im Rahmen einer Großgrabung des DAI hat sich in der Vergangheit vor allem auf die frühen Perioden (Bronzezeit bis spätarchaische Zeit) der Stätte konzentriert. Die zahlreichen Funde und Architekturen aus den nachfolgenden Epochen sind bisher in Rahmen von Katalogen und Einzelstudien beispielsweise zu den Tempeln der römischen Kaiserzeit vorgelegt worden. Ein grundlegendes Verständnis der Bedeutung des Kultes nach der Rückkehr der Samier:innen aus dem Exil im Jahr 322 v. Chr. steht bislang jedoch noch aus. Das Projekt geht daher Fragen nach, die die Ausgestaltung des Heiligtums, die Votive, die Organisation des Kultbetriebs und die Einbindung des Herakultes in das religiösen Leben der Samier:innen umfassen.
Zu diesem Zweck soll erstens die Ausgestaltung und die Kultzentren des Heiligtums in hellenistischer und der römischen Kaiserzeit analysiert werden. Eine photogrammetrische Dokumentation des Heiligtumsgeländes wurde kürzlich bereits vom DAI durchgeführt. Perspektivisch sind auch Ausgrabungen an gezielten Orten des Kultzentrums geplant. Zweitens sollen im Rahmen eines Dissertationsprojektes die zahlreichen im Heiligtum gefundenen Terrakotten aus diesen Epochen untersucht werden. In einem angeschlossenen Post-doc Projekt wird die hellenistische Keramik analysiert. Drittens wird eine Studie der Institutionen des Kultbetriebs anhand der epigraphischen und archäologischen Quellen durchgeführt werden. Dabei soll der Herakult erstmalig im Kontext der anderen Kulte in Samosstadt betrachtet werden.
Das Projekt erfolgt in mehreren Feldforschungskampagnen vor Ort in Zusammenarbeit mit Dr. Jan-Marc Henke, dem Grabungsdirektor des Heraions. Es knüpft an die Projekte des DAI, der Grabung an der Heiligen Straße von Pythagoreion zum Heraion und der Untersuchung der kaiserzeitlichen Asylsiedlung des 2. und 3. Jhs. n. Chr. im Heiligtumsgelände an. Vorkampagnen haben August/September 2023 und 2024 stattgefunden. Ein größerer Drittmittelantrag ist in Vorbereitung.