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„Ich rede vor Königen von deinen Bestimmungen und schäme mich nicht“ (Ps. 119,46). Zu Scham, Ehre und Schande in der Hebräischen Bibel
Prof. Dr. Alexandra Grund-Wittenberg (Philipps-Universität Marburg, Altes Testament)
23. November 18 Uhr c.t.
Scham gilt als menschlicher Grundaffekt, der kulturübergreifend vorhanden ist und sich als dialektisch und ambivalent zeigt. So thematisiert die alttestamentliche Paradieserzählung (Gen 2-3) das Schamgefühl im Kontext der Bewusstwerdung der eigenen Person als notwendig und konstruktiv – und zugleich als mit Selbstminderung, Isolation und Verfehlung verbundene Größe wirkt. Zugleich wird für das alte Israel wie für viele antike Kulturen immer wieder ihre Zugehörigkeit zu so genannten Schamkulturen diskutiert, die ein von modernen Kulturen grundsätzlich verschiedenes Personkonzept aufweisen sollen. Der Vortrag befasst sich mit der Ambivalenz der Scham und ihrer Bedeutung für das Personverständnis der Hebräischen Bibel im Kontext dieser Diskussionen.