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„Weint nicht über mich… Weint über eure Kinder“ (Lk 23,28). Gefühlspolitiken in frühjüdischen und frühchristlichen Märtyrererzählungen.
Prof. Dr. Angela Standhartinger (Philipps-Universität Marburg)
9. November 18 Uhr c.t.
Die griechische Fassung des Ersten oder Alten Testaments verwendet das Stichwort pathos (Leidenschaft, Gefühl) fast ausschließlich im Vierten Makkabäerbuch. Dieses erzählt und reflektiert das Martyrium des jüdischen Priesters Eleasar und von sieben Brüder und ihrer Mutter, die sich der vom seleukidischen Herrscher in Judäa auferlegte Pflicht, Opfer- und Schweinefleisch zu essen, verweigern. Das Vierte Makkabäerbuch möchte mit einer ausführlichen Schilderung dieser Martyrien die These belegen, dass die Vernunft „die Alleinherrscherin über die Leidenschaft ist“ (4 Makk 1,1). Dieser Vortrag rekonstruiert die Darstellung von Gefühlen und Gefühlsvermeidungsstrategien der makkabäischen Märtyrer und vergleich sie mit der Darstellung von Jesu Emotionen in zwei neutestamentlichen Passionserzählungen. Das Vierte Makkabäerbuch und die Passionserzählungen im Lukas- und Markusevangelium, so meine These, stellen in je spezifischer Weise das Gefühlsregime ihrer Haupthelden vor.