Hauptinhalt

"Edax livor - der Neid in der Philosophie Senecas".

apl. Prof. Dr. Boris Dunsch (Philipps-Universität Marburg, Latinistik)

16. November 18 Uhr c.t.

Foto: Privat

Der Stoiker Seneca hat sich in zahlreichen seiner Werke intensiv mit einer Reihe von Emotionen beschäftigt, namentlich mit dem Zorn (in "De ira") und - als Überwindung von innerer, emotiv bedingter Unruhezustände - mit der Gemütsruhe (in "De tranquillitate animi"), aber auch mit der Überwindung der Trauer in drei Konsolationsschriften, aber auch immer wieder in seinen "Briefen an Lucilius" ("Epistulae morales ad Lucilium"). Oft steht in diesen Schriften der therapeutische Aspekt im Vordergrund, also der richtige Umgang mit den schon von Cicero als Krankheiten der Seele ("aegritudines animi") verstandenen Emotionen, also die Wiederherstellung der seelischen Gesundheit. Zum Neid hat Seneca allerdings keine explizite Theorie und Therapie entwickelt. Dennoch finden sich in seinem Werk zahlreiche Stellen, die es uns erlauben, aus ihnen eine implizite Neidtheorie und -therapie zu entwickeln, die nicht zuletzt auf dem soziohistorischen Hintergrund des philosophierenden Höflings Seneca von emotionsgeswchichtlichem Interesse ist. Daher soll in diesem Beitrag der Versuch einer ersten Rekonstruktion unternommen und Senecas Neidtheorie zugleich in seine allgemeinen Gedanken zum Umgang mit Emotionen eingeordnet werden.