11.11.2019 Ausstellung eröffnet! BAUHAUS: KUNST – MODERNE – LEBEN
„Alle bildnerische Arbeit will Raum gestalten. […] Was ist Raum, wie können wir ihn erfassen und gestalten?“ Diesen Leitgedanken des Bauhausgründers Walter Gropius griff die Kuratorin Marija Marchuk für das Konzept der gerade eröffneten Ausstellung zum Bauhausjubiläum im Kunstmuseum Marburg auf. Bei ihrer Durchsicht der Museumssammlung wählte sie Werke von Künstler/innen wie Wassily Kandinsky, Ida Kerkovius, Paul Klee und László Moholy-Nagy aus, die nun im zentralen Saal des Obergeschosses in einer besonderen Rauminszenierung zu sehen sind.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Donnerstag, den 31. Oktober, von Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck und Marija Marchuk M.A., die vor mehr als 140 Besucher/innen einen kurzen Einblick in den umfassenden Themenkomplex des Bauhauses gab und einen Bogen nach Marburg schlug: „Auch das Kunstmuseum Marburg ist ein Kind der Weimarer Republik und der unterschiedlichen Tendenzen der Moderne. Das Bauhausjubiläum war also auch für das Museum Anlass gebend, die eigene Sammlung durchzusehen, denn die Präsentation von Gegenwartskunst gehörte seit der Museumsgründung im Jahr 1927 zur Identität des Hauses.“.
Die interdisziplinäre Bauhauslehre in ihrer konsequenten Verbindung zwischen Form- und Werklehre sprengte die akademische Grenze zwischen freier Kunst und Handwerk und förderte programmatisch Experiment, Innovation und Stilpluralismus, was sich auch in den ausgewählten Werken der Ausstellung wiederspiegelt. Im Bauhaus ging es darum, eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern heranzubilden, die eingebunden in die aktuellen Gestaltungsfragen und industrielle Produktion der modernen Massengesellschaft, eine neue menschenwürdige Lebenswelt denken und neue gesamtgesellschaftliche Kulturwerte begründen sollten. Die gezeigten Werke bewegen die zentralen Themenfelder der Ausstellung: künstlerische Raummodelle und die Vision des Neuen Menschen. Zudem werden Blicke auf einige Werke von Bauhauslehrern und -studierenden möglich, die in den Jahrzehnten nach der zwangsweisen Schließung der Kunstschule im Jahr 1933 entstanden sind. Die Ausstellung legt den Fokus auf Werke der Bildenden Kunst. Die Erneuerung der Malerei und die fundamental veränderte Auffassung des Bildraumes seit der Wende zum 20. Jahrhundert werden hierbei in Beispielen vor Augen geführt. Beides war impulsgebend für die Entwicklung einer zeitgemäßen Design- und Architektursprache am Bauhaus mit dem Ziel der Einheit von Kunst und Leben, einer Verbindung von künstlerischem Raum und realem Raum. Hierauf baut die Konzeption der Ausstellung auf. Die Kuratorin bringt die Kunstwerke wie auf einer Bühne zur Geltung. Sie teilte dazu die großformatige Reproduktion eines Fotos der Figurinen des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer in vier Segmente, die als freistehende Wandabschnitte den Ausstellungsraum gliedern. Ungewohnte Blicke und Durchblicke ermöglichen es, die Bildwerke in immer wieder neuen Konstellationen zu sehen, neue Beziehungen assoziativ zu entdecken und sich selbst zum Spiel der Farben und Formen in Bezug zu setzen. Erst durch die Bewegung im Raum können die Besucher/innen sich die komplette Ausstellung erschließen und die gezeigte Kunst multiperspektivisch wahrnehmen.
Im Rahmen der Ausstellung lädt das Museum zu mehreren Veranstaltungen ein, welche Moholy-Nagys Filmidee „Dynamik der Gross-Stadt“ und Gertrud Grunows „Harmonisierungslehre“ betreffen. Ein Workshop für Schulklassen mit dem Titel „Vorhang auf! Das Bauhaus bewegt“ erweitert das museumspädagogische Programm.