28.01.2020 "light and color" - Eindrücke von der Ausstellungseröffnung Rolf Gith
Vor rund 90 Besucherinnen und Besuchern fand am 23. Januar 2020 im Kunstmuseum Marburg die Eröffnung der Ausstellung „message of painting“ mit Gemälden des in Wiesbaden lebenden Malers Rolf Gith statt. Seit 24 Jahren widmet sich der Künstler in altmeisterlicher Weise der Stilllebenmalerei. Doch schon auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass es sich um Bilder eines Zeitgenossen handelt. Dafür spricht einerseits das große Format mit mehr als zwei Quadratmetern Bildoberfläche und andererseits die Wahl der Motive. Neben Früchten, Blüten und Federn sind alltägliche Objekte der Gegenwart zu erkennen: Schächtelchen mit Etiketten und Barcode, Plastikfolien sowie Glasgefäße. Die wahrheitsgetreue Darstellung der äußeren Erscheinung dieser Dinge lässt sie zunächst selbstverständlich erscheinen, insgesamt aber bleibt die Zusammenstellung rätselhaft.
Alle Motive entfalten eine monumentale Bildwirkung, denn Bleistifte, Weintrauben, Fläschchen und alle anderen Objekte sind um mehr als das Zehnfache vergrößert wiedergegeben. Die detaillierte Darstellung fordert vom Maler eine äußerst genaue Beobachtungsgabe sowie größte Konzentration und Ausdauer bei der Arbeit am langsam erstehenden Bild. Für die Vorzeichnung benötigt Gith etwa einen Monat, für die Ausführung der Malerei dann bis zu einem halben oder Dreivierteljahr.
Der Künstler, der zu Beginn der 1970er Jahre in Hamburg Malerei studiert hatte, fasst seine Gemälde zu Gruppen zusammen, die er „Werkblöcke“ nennt. Alle vier bisher abgeschlossenen Zyklen sowie der aktuell entstehende sind in der Marburger Ausstellung vertreten. Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck wählte den Titel des ersten Zyklus „message of light und color“, um die Bildwelt von Rolf Gith als Ereignis von Licht und Farbe zu charakterisieren. Oftmals sind einzelne Gemälde einer Hauptfarbe gewidmet, wenn es auch aller Farben bedarf, um diese in einer bühnenartigen Inszenierung weniger Objekte zur Geltung zu bringen. Gith bedient sich einiger effektvoller Bildstrategien der Barockzeit, dennoch lässt sich seine Kunst keinesfalls auf einen mahnenden Hinweis auf die Vergänglichkeit alles Seins verkürzen. Es geht ihm um die Faszination der Seherlebnisse und letztlich um einen Appell zum bewussten Gebrauch aller Sinne. Seine Gemälde können auf zweifache Weise betrachtet werden. Aus dem Abstand einiger Meter besticht die scharfe Erfassung der Wirklichkeit, aus der Nähe wirken einige Bildzonen beinahe wie das Ergebnis einer abstrakten Arbeitsweise.
Rolf Gith erzählte dem Publikum anlässlich der Ausstellungseröffnung, wie er zur Kunst kam und wie sein Vater sein früh erkanntes Zeichentalent förderte. Eine Möglichkeit, mehr über den Künstler und sein Werk zu erfahren, wird der öffentliche Bilder-Dialog am 26. März im Kunstmuseum Marburg bieten, bei dem Fragen nach der Arbeitsweise des Malers ebenso wie Aspekte der Bedeutung der Bildmotive erörtert werden sollen.
Einen fotografischen Einblick in die Ausstellung von Rolf Gith erhalten Sie hier.