16.06.2020 Neue Online Ausstellung: Von Heiligen und Kultobjekten – Sakrale Kunst des Mittelalters im Landgrafenschloss

Mit Figuren verzierter Prunkschlüssel aus Bronze.
© Foto: Bildarchiv - Foto Marburg, Horst Fenchel
Prunkschlüssel, mittelrheinisch, letztes Viertel 12. Jahrhundert, Bronze, Herkunft: Elisabethkirche Marburg, Inventar-Nr. 2973.

Heilige und rätselhafte Kultobjekte im Online-Format

Die neue Online Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg zeigt ausgewählte Werke zum Thema Sakrale Kunst des Mittelalters aus der kulturgeschichtlichen Sammlung. Beleuchtet werden sowohl liturgisch gebrauchte Objekte, wie sie mehrfach überliefert sind, als auch Einzelstücke, die eine rätselhafte Herkunft oder Funktion aufweisen.

Detailaufnahme des Salbgefäßes, die rechte Hand der Figur stützt das Gefäß von unten, während die linke Hand das Gefäß oben verschlossen hält.
© Foto: Bildarchiv - Foto Marburg, Horst Fenchel
Detailaufnahme des Salbgefäßes, oberschwäbisch, Lindenholz, gefasst, vergoldet, ca. 1520, Inventar-Nr.: 19907

Die Online Ausstellung entstand im Rahmen eines Praxisseminars im Wintersemester 2019/20 in Kooperation mit dem Kunstgeschichtlichen Institut der Philipps-Universität Marburg. Studentinnen und Studenten der Kunstgeschichte und des Studiengangs Kunst, Musik und Medien näherten sich den Exponaten mit wissenschaftlichen Fragestellungen und bereiteten ihre Ergebnisse für ein breites Publikum auf. Ausgangspunkt bildete die Besichtigung der Originalobjekte im Zusammenhang der aktuellen Präsentation im Landgrafenschloss und die Analyse verschiedener Methoden des realen und digitalen Kuratierens. Die Recherche zu den Einzelobjekten basierte auf dem Museumsinventar, welches den Weg wies zu früheren Analysen, weiterführenden Dokumenten und Informationen über Herkunft und Erwerbungsgeschichte, die ursprüngliche Verwendung sowie museale Restaurierungsmaßnahmen. In Einzel- und Gruppenarbeit zu ausgewählten Themenbereichen unternahmen die Studierenden kontextualisierende Untersuchungen zu den Objekten und erweiterten den bisherigen Wissenstand um wichtige Inhalte und neue Deutungsansätze. Als wichtige Praxis lernten die Studierenden die technischen Umsetzungsmöglichkeiten des Webseitenprogramms kennen und fügten ihre Text- und Bildbausteine – dem gemeinsam erarbeiteten Gesamtkonzept entsprechend – eigenhändig in die Präsentation ein. Der Mehrwert der virtuellen Präsentation liegt auch in der variablen, von den realen Ausstellungsräumlichkeiten unabhängigen Strukturierung, wodurch neue und übergeordnete Themen behandelt und Vergleichsmöglichkeiten eröffnet werden.

Digitalisierung einer Marienfigur
Foto: Dagmar Fehrenbacher
Digitalisierung einer Marienfigur im Landgrafenschloss aus der Sammlung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg


Eine Grundlage für das praxisnahe Seminar stellte das 2018 gestartete Marburger Digitalisierungsprojekt "Standards und Empfehlungen für Digitales Sammlungsmanagement an Museen für Kunst und Kulturgeschichte in Hessen" dar. In Kooperation mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg und gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, entstanden rund 9000 neue Digitalaufnahmen des Museumsbestands, womit zugleich eine Revision der inventaristierten Kunstwerke stattfand.

Die Online Ausstellung knüpft hier an die museale, forschungsorientierte und standardisierte Digitalisierung und Dokumentation von Kulturobjekten an und bildet hierauf aufbauend ein publikumsorientieres Vermittlungsangebot. Die Sichtbarkeit der Museumsobjekte und die Zugänglichkeit der Forschungsdaten werden erweitert, indem ein ausgewählter Sammlungsbereich kontextualisiert und die erforschten Inhalte als Themenkomplexe aufbereitet und bereitgestellt werden. Das Museum dankt allen, die zum Erfolg des Projektseminars beigetragen haben, und hofft auf weitere Kooperationen und Vorhaben zur Erweiterung digitaler Vermittlungsangebote zu den universitären Sammlungen in Marburg.