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Marburg aus der Vogelschau - Frühe Ansichten der Stadt
Realitätsnahe Stadtansichten entstanden zunehmend seit dem 15. Jahrhundert. Die Anwendung der Zentralperspektive revolutionierte die Wiedergabe der Natur und der Räumlichkeit. In großen Sammelwerken und Städtebüchern wurden Ansichten von verschiedenen Städten in Verbindung mit Legenden und Texten zur Geschichte des Ortes gedruckt.
In den folgenden 200 Jahren entwickelten sich zudem vermehrt autonome Stadtansichten. Neben Auftragswerken zu repräsentativen Zwecken antworteten Verleger und Druckwerkstätten auf die allgemein steigende Nachfrage mit einer verstärkten Produktion dieser Bilder in verschiedenen Techniken. Während der Holzschnitt häufig einen schablonenhaften Eindruck einzelner Gebäudedarstellungen erzeugt, ermöglichen Kupferstich und Radierung die Abbildung der Stadt in ausgeprägtem Detailreichtum. Dennoch weichen auch diese Bilder von der historischen Realität des Schlosses, der Elisabethkirche und vieler Häuserreihen ab. Wichtiger erschien es, ausgewählte Bauten in ihrer Größe und Wirkung hervorzuheben. So reichen die Kirchtürme der Pfarr- und Elisabethkirche symbolträchtig über die Schlossanlage hinaus. Zugleich bleiben mittelalterliche Mauern und Wehrtürme auch nach 1500 noch häufige Motive, welche die Stadt als geschützten, rechtssicheren Raum nach außen abschirmen.
Marburg, aus: „Civitates orbis terrarum“, Köln 1572, hrsg. von Georg Braun (1541 - 1622) und Franz Hogenberg (1535 - 1590), kolorierte Radierung
Um die Stadt in all ihrer baulichen Anschaulichkeit abzubilden, wurden oftmals mehrere Perspektiven auf den Ort im Bild zusammengeführt. Diese Rundumansichten blieben bis um 1800 eine verbreitete Darstellungsweise und dienten auch im 19. Jahrhundert noch im Einzelnen als Vorbilder.