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Schließen – Der Schlüssel der Elisabethkirche?
Prunkschlüssel, Ende 12. Jahrhundert, Bronze, Länge: 21 cm, Breite Bart: 9 cm, Durchmesser Ring: 8 cm, Inventar-Nr. 2973, Herkunft: Elisabethkirche in Marburg
Schlüssel aus dem Mittelalter sind sehr selten überliefert. Dieser bronzene Schlüssel ist mit stattlichen 21 cm besonders groß, etwa viermal so groß wie ein moderner Wohnungsschlüssel.
Höchstwahrscheinlich war er als Prunkschlüssel lediglich für symbolische Zwecke gefertigt, wie sich aufgrund seiner herausragenden Dimensionen und eigenwilligen Ausgestaltung annehmen lässt. In der Elisabethkirche jedenfalls findet sich für diesen Schlüssel kein passendes Schloss oder Schlüsselloch.
Der Schlüsselbart mit kreuzförmiger Aussparung ist beidseitig doppelt gezahnt. Er ist an den massiv geschmiedeten Halm angeführt. Aufgrund ihrer Verzierung ist die Reide besonders augenfällig: Um die Einschubtiefe des Schlüssels zu begrenzen, ist eine Verdickung in Gestalt von vier Tiermasken angebracht. Diese schließen an den Griff in Form eines Doppelringes an, der mit vier kleinen Skulpturen besetzt ist: zwei schlanke Figuren knien und stecken den Kopf zwischen den Ringen hindurch, zwei weitere stehen Rücken an Rücken auf den hockenden Figuren und tragen vorgebeugt einen Drachenkopf mit weit geöffnetem Maul im Scheitelpunkt.
Herkunft und Verwendung
Der Schlüssel wird in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts datiert und hing laut einem Inventar von 1873 im Gitter der Sakristei (1266) der Elisabethkirche in Marburg (Schäfer 1910, S. 101). Er ist nach stilistischer Einordnung allerdings deutlich älter als die Kirche. Die Größe des Prunkschlüssels ist für das 12. Jahrhundert durchaus unüblich. Zum Vergleich: Der Nürnberger Stadttorschlüssel mit einer Länge von 14,5 cm ist für ein großes und robustes Schloss vorgesehen gewesen. Aus historischer Sicht ist der Marburger Schlüssel aufgrund seiner überdimensionalen Größe und der besonderen Fertigung daher ein einzigartiges Exemplar.
Ein möglicher Anlass zu seiner Verwendung könnte die Investitur der Landkomture des deutschen Ordens gewesen sein, wofür jedoch archivalische Quellen fehlen. Der Schlüssel als Attribut des Apostels Petrus könnte als päpstliche Gunstbezeugung oder aus dem Besitz des Petristifts in Fritzlar in die Elisabethkirche gelangt sein. (Graepler 1964, S. 18; Bickel 1883, S. 31)