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Verbergen – Schutzgehäuse für den Elisabethschrein
Dieser eigenartige hausförmige Kasten ist ein ganz besonderes Objekt. Unter der leichten Lattenkonstruktion, mit bemalter Leinwand überzogen, war einst der prächtige goldene Elisabethschrein verborgen, in dem die Gebeine der Heiligen aufbewahrt wurden. Der in den 1240er Jahren gefertigte Schrein ist wahrscheinlich seit etwa 1290 in der Sakristei der Elisabethkirche aufgestellt gewesen. Etwa zur gleichen Zeit dürfte auch der leichte Stülpdeckel entstanden sein, der den wertvollen Reliquienschrein vor Staub und unbefugtem Zugriff schützte. Die drei Ösen an seinem Dachfirst ermöglichten, dass der Schreindeckel mittels Seilzug nach oben gezogen werden konnte. Noch heute sind in der Sakristei unter der Decke die Umlenkrollen zu sehen, über die das Seil geführt wurde.
Schutzgehäuse für den Elisabethschrein, 1240/90, Holz, Leinwand, farbig gefasst, 150 x 200 x 78 cm, Inventar-Nr. 3202, Herkunft: Elisabethkirche Marburg
links/oben: Außenansicht
rechts/unten: Innenansicht
Im Museum ist der Deckel in einer Vitrine hängend ausgestellt. Dadurch können wir uns sehr gut vorstellen, wie unter anderem am 19. November, dem Gedenktag der heiligen Elisabeth, in einer feierlichen Zeremonie der Deckel angehoben wurde und der prachtvolle goldene Schrein darunter zum Vorschein kam, der anschließend bei einer festlichen Prozession durch die Stadt den ehrfürchtig staunenden Gläubigen präsentiert wurde.
Auch andere mittelalterliche Goldschreine dürften mit solchen Deckeln ausgestattet gewesen sein, zum Beispiel der Marienschrein im Aachener Dom, der dem Elisabethschrein sehr ähnlich ist und womöglich gar aus derselben Werkstatt stammt. Historische Aktennotizen lassen solche Schlüsse zu. Doch nur in Marburg hat sich dieses Futteral bis in die heutige Zeit erhalten.