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Geschichte des Altars –
Verbannt – verkauft – wiederentdeckt
Der Flörsbacher Altar bzw. das Altarretabel wurde wohl um das Jahr 1500 in einer Werkstatt im mainfränkischen Raum gefertigt. Das Retabel fand seine Verwendung in der heute evangelischen Pfarrkirche von Flörsbach der Gemeinde Flörsbachtal. Die Pfarrkirche wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Form einer Saalkirche erbaut. Nachdem sich die Grafen von Hanau, zu deren Territorium Flörsbach gehörte, 1526 der Reformation anschlossen, wurde das Retabel auf den Dachboden der Kirche verbannt. Anzunehmen ist, dass der Graf von Hanau-Münzenberg Ausstattungsstücke der römisch-katholischen Liturgie – wobei viele Gegenstände auch noch weiter genutzt wurden – aus den Kirchen seines Landes entfernen ließ und zum Teil verkaufte, weil er Geld brauchte.
Nach Umbauten der Kirche im 18. Jahrhundert befand sich das Retabel spätestens seit 1901 in der Altertumssammlung des hessischen Geschichtsvereins, bevor der Altar als Dauerleihgabe in den Bestand des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg übernommen.
Ausstattung
Mitteltafel
Im Mittelteil des Flörsbacher Altars sind drei Figuren vor einer mit Malereien verzierten Tafel positioniert, zentral Maria mit Kind. Bemerkenswert ist die fast vollplastische Ausarbeitung der Skulpturen. Die Gottesmutter trägt wie die beiden sie umgebenden Heiligen einen goldenen Mantel, ist aber durch ihre zentrale Position und Größe hervorgehoben, während außerdem zwei schwebende Engel eine Krone über ihr Haupt halten. Bei der bartlosen Figur zu Marias linker Seite handelt es sich vermutlich um Johannes, denn er wird in christlichen Darstellungen oft neben Maria dargestellt.
Seitenflügel
Auf den Innenseiten der beweglichen Altarflügel befindet sich links ein stehender bärtiger Mann, der rechte Flügel zeigt die heilige Anna Selbdritt. Diese Figuren sind im Unterschied zu den Figuren der Mitteltafel im Flachrelief ausgearbeitet.
Als weiteres Gestaltungselement finden sich auf den Außenseiten des Altars Malereien. Diese sind allerdings großenteils zerstört, sodass nur einzelne Motivbereiche zu erkennen sind. Auf der unteren rechten Flügelseite sind schemenhaft noch zwei Frauengestalten zu sehen (vermutlich Maria und Elisabeth) und rechts oben zwei Jünglings- oder Männergestalten.