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Verwendung und Funktion – Kunstvoll, bunt und wandelbar
Die mit Abstand häufigste Retabelform um 1500 war die des Flügelaltars. Flügelaltäre dominierten die Kirchenräume Mitteleuropas, entweder als Triptychon mit zwei großen Drehflügeln oder als Pentaptychon mit vier großen Drehflügeln.
Das Retabel
Als Retabel (lat. retabulum: Rückwand) bezeichnet man den bei Altären üblichen Aufsatz bzw. die hinter dem Altartisch aufgestellte, kunstvoll gestaltete Schauwand, die man im allgemeinen Sprachgebrauch auch mit dem Altar gleichsetzt.
Retabel boten Platz für Bilder aus der Heilsgeschichte und Darstellungen von Heiligen. Häufig vorkommende Szenen auf den Außenseiten waren die Verkündigung an Maria, im Inneren des Retabels die Geburt Christi oder die Anbetung der Könige, die zu den Festtagen enthüllt wurden.
Werk- und Feiertage
Den größten Teil des Jahres standen Altarretabel mit verschlossenen Drehflügeln und präsentierten ihre sogenannte Werktagsseite. An Feiertagen oder Festtagen bestimmter Heiliger wurden die Flügel geöffnet und das Retabel konnte seine künstlerisch aufwendig gestaltete Mitte präsentieren, die sogenannte Sonntagsseite.
Der wandelbare Altar
Die Besonderheit bei Altarretabeln ist, dass diese, wenn sie Flügel besitzen, wandelbar sind und dem Gläubigen mehrere Ansichten zur Andacht bieten.
Besondere Funktionen
Das Retabel konnte zeitgleich als Aufbewahrungsort für Reliquien und Reliquiare, zum Aufstellungsort des Abendmahls, zur Darstellung der Kirchen- und Altarpatrone und zur Inszenierung des Gottesdienstes dienen. Es handelte sich um einen Ort des Gebets, der Andacht und der Beichte, bevor man ab dem 16. Jahrhundert die Beichte vom Altar in den Beichtstuhl verlegte.