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Die Reine – Heilige Maria
Kopf einer weiblichen Figur/Maria?, hessisch, um 1300, Lindenholz,
43 x 18 x 11 cm, Inventar-Nr. 2808
Die um 1300 entstandene Lindenholzskulptur zeigt den Kopf einer weiblichen Figur. Vermutlich handelt es sich hierbei um Maria, die Mutter des Jesus von Nazareth. Ein Schleier, welcher in der Geschichte der christlichen Reliquien als Maphorion bezeichnet wird, bedeckt das Haupthaar und die Schultern der Figur. Die heilige Maria gilt auch heutzutage noch als Vorbild für Gläubige und wird in vielen Religionen verehrt. Zahlreiche Gedenk- und Feiertage werden im Laufe des Jahres zu Ehren Marias begangen. Das wohl älteste Marienfest „Mariä Himmelfahrt" wird jährlich am 15. August gefeiert und gilt in der katholischen Kirche als das bedeutendste Marienhochfest.
Kopf und Körperfragment einer weiblichen Figur/Maria?, hessisch, um 1300, Lindenholz, Inventar-Nr. 2808
Die um 1930 aufgenommene Fotografie zeigt, dass die Skulptur des Kopfes einst in einen schlanken Körper überging. Die Figur stand demnach auf einem flach ausgearbeiteten runden Sockel und erschien in einem langen Gewand, das Beine und Füße bedeckte. Das aus Holz geschnitzte Fragment des Körpers ist jedoch nicht vollständig erhalten und der Verbleib unbekannt.
Eine Besonderheit des erhaltenen Kopfteils ist, dass das Innere der Skulptur ausgehöhlt ist. Dies hatte nicht nur den Zweck, das Gewicht des Werkblocks zu reduzieren, sondern begünstigte auch die Haltbarkeit der Skulptur, weil es Spannungsrisse beim Trocknen des Holzes vermied.
Legenden und Attribute
Wie hat sie gelebt?
Kindheit und Tempelgang der heiligen Maria
Maria, die Mutter des Jesus von Nazareth, wurde etwa um 22 v. Chr. geboren. Dem apokryphen Evangelium des Jakobus zufolge brachten ihre Eltern Anna und Joachim die kleine Maria im Alter von nur drei Jahren nach Jerusalem. Sie erfüllten ein Gott gegebenes Versprechen und begleiteten sie in den Tempel zum Gottesdienst. Hier begegneten ihnen Priester mit Gesang, Maria wurde geküsst und gesegnet. Zum Eingang des Tempels führten Stufen, welche die kleine Maria alleine hinaufging, obwohl sie niemand führte. Alle waren erstaunt, wie schnell und furchtlos das kleine Mädchen die letzte Stufe erreichte, besonders der Hohepriester Zacharias. Er sah das Geheimnis ihrer großen Zukunft voraus und führte sie hinein in das Allerheiligste. Dort lebte Maria bis zu ihrem 12. Lebensjahr und studierte mit anderen Tempeljungfrauen die Tora, die heiligen Schriften des Judentums.
Die Verkündigung des Herrn
Der Legenda Aurea zufolge kamen aus dem ganzen Land Männer, um die junge Maria ehelichen zu wollen, doch allein der Zimmermann Joseph war würdig, sie zur Frau zu nehmen. Maria und Joseph lebten gemeinsam in Nazareth, wo ihr eines Tages der Erzengel Gabriel erschien und verkündete, dass sie als Jungfrau ein Kind bekommen würde. Der Himmelbote erklärte ihr, dass ihr Kind heilig sei und sie Gottes Sohn, den von Israel erwarteten Messias zur Welt bringen werde. Maria glaubte, was ihr gesagt wurde, und vertraute auf Gottes Weisung. Sie zog nach der Verkündigung hinauf in das Bergland von Judäa, um ihre Cousine Elisabeth zu besuchen. Die Frauen blieben einige Monate zusammen, bis Maria und ihr Mann Joseph nach Bethlehem ziehen mussten. Dort brachte Maria schließlich den ihr verheißenen Sohn zur Welt und gab ihm den Namen Jesus, wie es ihr von dem Engel befohlen worden war. (LK 1,26-56 und LK 2,1-20)
Wie sieht sie aus?
Links/oben:
Kopf und Körperfragment einer weiblichen Figur/Maria?, hessisch, um 1300, Lindenholz, Inventar-Nr. 2808
Rechts/unten:
Maria unter dem Kreuz (Teil eines Schnitzaltars), um 1500, Skulptur aus Holz, Standort: Berlin, Marienkirche
Eine vergleichbare Mariendarstellung ist die Figur aus der Marienkirche in Berlin. Beide Darstellungen zeigen eine junge Frau mit einem Schleier, welcher den Haarkranz und die Schultern bedeckt. Auch der Mantel ist ein Attribut der heiligen Maria und symbolisiert den Schutz, welchen sie den Gläubigen gibt. Die Schutzbefohlenen unter ihrem Mantel können sowohl Einzelpersonen, Familien oder Gruppen sein. Die Gottesmutter tritt als Schutzpatronin der Märtyrer, aber auch als Helferin der Frauen und Familien auf. Sie verkörpert als himmlische Heilige die Nothelferin in allen Lebenslagen.
Standort
Wilhelmsbau Etage 2 im Landgrafenschloss Marburg, Abteilung Kulturgeschichte - Sakrale Kunst,
Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg
Die heilige Maria wird in der christlichen Ikonographie in verschiedenen Darstellungsweisen gezeigt und bildet neben dem Kreuz und Christus das am häufigsten gewählte Motiv der christlichen Kunst. So ist diese seit dem 14. Jahrhundert oft in Pietà-Darstellungen zu finden. Diese zeigen Maria als Schmerzensmutter mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Hierbei liegt dieser in ihrem Schoß. Auch die Darstellung als sogenannte Schutzmantelmadonna ist oft zu sehen und zeigt die Mutter Gottes mit den Gläubigen unter ihrem Mantel, der von ihr selbst oder von Engeln ausgebreitet wird.