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Die Mondsichelmadonna – Zur Ikonographie der Figur
Mondsichelmadonna mit Kind, hessisch (?), um 1480, Skulptur aus Lindenholz, 130 x 35 x 28 cm, Inventar-Nr. 2802
Die Skulptur mit 130 cm Höhe stammt vermutlich aus dem Jahr 1480 und besteht aus Lindenholz. Zu sehen ist Maria, welche auf einer Mondsichel steht. Das Gewand der Gottesmutter ist in Rot gefasst und ihr in Falten fallender Mantel vergoldet. Auf dem Kopf trägt sie eine achtzackige, versilberte und mit angedeuteten Steinen besetzte Krone, deren Formen aus dem Holz herausgearbeitet sind. Das nackte Jesuskind hält Maria auf dem linken Arm.
Zustand und Restaurierungen
Beide Arme des Jesuskindes fehlen, ebenso die rechte Hand der Mutter und einige Finger ihrer linken Hand. Marias Nase, das linke Bein des Kindes und drei Zacken der Krone wurden bei Restaurierungen ergänzt. Auch die Vergoldung des Mantels wurde erneuert.
Kontextualisierung der Marienfigur
Ikonographie
Eine besondere Form des Marienbildnisses ist die sogenannte „Mondsichelmadonna". Dieser Typus findet sich auch in der Ausstellung des Landgrafenschlosses Marburg wieder.
Eine andere Bezeichnung für diese Art der Darstellung ist „Strahlenkranz-Madonna" oder auch „apokalyptische Madonna". Alle drei Betitelungen rühren von der typischen Darstellungsweise der Gottesmutter in diesem Zusammenhang her.
Die Mondsichelmadonna basiert auf den Schriften der biblischen Offenbarung des Johannes. Beschrieben wird dort eine von einem Drachen verfolgte Frau, welche ein Kind zur Welt bringt. Sie scheint von der Sonne bekleidet und von den Sternen gekrönt, während sie auf dem Mond steht (Offenbarung 12, 1-4).
So erscheint Maria in entsprechenden Darstellungen mit einer Krone aus zwölf Sternen, einem goldenen Mantel und auf einer Mondsichel stehend, wie bei dem hier gezeigten Werk.Verwendung
Aufgrund der Größe der Figur und ihrer prunkvollen Gestaltung ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Marienfigur nicht zum privaten Gebrauch gedacht war, sondern in einem Sakralraum aufgestellt war, wie zum Beispiel in einem Kloster oder gar auf dem Altar einer Kirche. Der ursprüngliche Standort dieser Skulptur ist unbekannt.