Die Pietà
Marias Trauer – Was ist eine Pietà?
Als Pietà bezeichnet man im allgemeinen die bildliche Darstellung Marias, die um den toten Sohn in ihren Armen trauert. Entsprechende Werke der Bildenden Kunst entstanden seit Anfang des 14. Jahrhunderts in Deutschland. Dabei ist es eher ungewöhnlich, dass andere Personen mit dargestellt sind, da der Bildtypus auf den intimen Moment der trauernden Mutter zielt. Hierdurch unterscheidet sich die Pietà von der Beweinung Christi, bei der neben Christus und Maria oft weitere Personen gezeigt werden. Die Zusammenkunft mehrerer Menschen macht die Szene zu einer öffentlichen, aber auch lauteren Klage.
Der Begriff Pietà ist die italienische Bezeichnung für den aus dem lateinischen abgeleiteten und im Deutschen ebenso gebräuchlichen Begriff Vesperbild. Vesper wurden die Abendstunden zwischen 17 und 19 Uhr genannt, zu denen gewöhnlich das Abendgebet erfolgte. Da zu Lebzeiten Jesu die Abnahme von Kreuzigungsopfern in diese Stunden fielen und man annahm, dass auch Jesus zur Vesper vom Kreuz genommen wurde, ging die Bezeichnung der Tageszeit auf die Benennung des Darstellungstypus der Pietà über, auch wenn in der Bibel nicht explizit von einer derartigen Begebenheit am Karfreitag erzählt wird.
Da Pietàdarstellungen einem bestimmten Kompositionsschema folgen, ist dieser Darstellungstypus in der Bildenden Kunst leicht zu identifizieren. Umso interessanter erscheint daher die Analyse künstlerischer Gestaltungsmittel, die sich in den jeweiligen Details der Umsetzung beobachten lassen und in einer Gegenüberstellung ausgewählter Werke der Sammlung im Marburger Landgrafenschloss erkennbar werden.