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Hamann und die Moderne

Porträtfotografie (anonym), Richard Hamann vor seinem Bildnis von Reinhard Schmidhagen, 1947

Porträtfotografie (anonym) Richard Hamann vor seinem gemalten Bildnis von Reinhard Schmidhagen, 1947.
© Bildarchiv - Foto Marburg
Porträtfotografie (anonym) Richard Hamann vor seinem gemalten Bildnis von Reinhard Schmidhagen, 1947.

Richard Hamann (1879 – 1961) wirkte von 1913 bis 1947 als erster Professor des kunsthistorischen Seminars an der Philipps-Universität Marburg. Sein Forschungsfeld reichte von der Antike bis in die Moderne. Ebenso wie die Avantgarde-Künstler der 1920er Jahre verstand er die moderne Kunst als Wegbereiterin einer neuen Gesellschaft. In dieser Zeit liegen die produktivsten Jahre seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Bezeichnend für Hamann ist die Gesamtschau von Stilformen und ihren soziokulturellen Bedingungen, wobei er die bildenden Künste nie isoliert, sondern in ihrer Beziehung zu Literatur, Musik, Theater oder Philosophie betrachtete. Richard Hamann beschäftigte sich in Forschung und Lehre intensiv mit dem Mittelalter und bezog den Blick auf die Moderne immer wieder ein.

Auch seine Lehre am Kunstinstitut stand ganz im Zeichen der experimentierfreudigen Moderne. Hamann führte Theorie und Praxis konsequent zusammen. Noch vor der Gründung des Universitätsmuseums realisierte er gemeinsam mit Studierenden erstmals Ausstellungen der Gegenwartskunst: „So haben wir es vermocht, in einer kleinen Stadt den Kunstausstellungen jeden Schein des Provinziellen zu nehmen“ (Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 1924). Außerdem erweiterte Hamann durch den Aufbau des Bildarchivs Foto Marburg nachhaltig die Möglichkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens am Institut. Das von ihm erschlossene Praxisfeld „Photographie und Kunst“ wurde zuvor noch an keiner deutschen Universität angeboten und in Marburg von vielen Studierenden angenommen.

Hamann gründete den „Verlag des kunsthistorischen Seminars“ (1922) sowie das „Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft“ (1924). Er verfasste zahlreiche Schriften nicht nur für akademische Kreise, sondern auch für die breite Öffentlichkeit wie seine mehrfach neu aufgelegte „Geschichte der Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart“ (1933). An seinen Anspruch der Kulturbildung für alle anknüpfend, setzte er sich auch für ein Museum in Marburg ein. Seit der Errichtung des Jubiläumsbaus im Jahr 1927 arbeitete Hamann an seinem Projekt der Moderne in direkter Nachbarschaft mit dem Museum zusammen. (MM)