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Geschichte

Das Gebäude

In Marburg ist bisher ein einziges Mal ein Museum errichtet worden. Die Philipps-Universität baute zum 400-jährigen Gründungsjubiläum auf einem von der Stadt Marburg gestifteten Grundstück. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, ortsansässige Firmen und Vereine unterstützten die Finanzierung des Projekts ebenso wie einige benachbarte Städte der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde das Gebäude am 30. Juli 1927 feierlich eröffnet. Das Museum entstand in der Universitätsstadt als neuer Ort der Begegnung mit Kunst und Kultur.

Die Sammlung

© Bildarchiv Foto Marburg

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich  in Marburg vor allem zwei Sammlungen: Ludwig Bickells (1838-1901) „Hessische Altertümer“ und Ludwig von Sybels (1846-1929) archäologische Abguss-Sammlung. Mit dem Museumsbau schuf die Universität erstmals einen geeigneten Ausstellungsort für diese Bestände. In Räumen der Nordseite wurden die Gipsabgüsse antiker Skulpturen des archäologischen Seminars untergebracht und in den Galerien im Süden die vom Marburger Geschichtsverein erweiterte Bickell‘sche Sammlung sowie Dauerleihgaben der Evangelischen Kirche.

© Bildarchiv Foto Marburg
Präsentation der Bildenden Kunst um 1937

Darüber hinaus bot das Museum Platz für den Aufbau einer eigenen Kunstsammlung. In den Kabinetten und Oberlichtsälen erfolgte die Präsentation der Bildenden Kunst von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne. Leihgaben der Nationalgalerie in Berlin und der Gemäldegalerie in Kassel bildeten den Grundstock eines konzentrierten kunsthistorischen Überblicks. Zudem schenkten namhafte Künstler wie Oskar Moll, Georg Kolbe und Käthe Kollwitz dem Museum zur Einweihung aktuelle Werke. Mit der Unterstützung der Universität und des Universitätsbundes wurden ab 1932 ca. 70 Gemälde Otto Ubbelohdes in die Sammlung aufgenommen. Darüber hinaus formte der erste Direktor Prof. Dr. Albrecht Kippenberger (1890-1980) die Abteilung „Willingshäuser Maler“.

Infolge der nationalsozialistischen Kulturpolitik nach 1933 wurde die Präsentation moderner Künstler im Museum unterbrochen. Die Fahndung nach sogenannter „Entarteter Kunst“ traf 1937 auch das Universitätsmuseum, aus dessen Beständen zwei Gemälde beschlagnahmt wurden: ein neoimpressionistisches Berlin-Gemälde von Curt Herrmann und ein neusachliches Stillleben von Karl Hofer. Teile der kleinen Sammlung moderner Kunst blieben dem Museum jedoch erhalten, wahrscheinlich weil sie 1937 nicht mehr ausgestellt waren.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die freie Ausstellungstätigkeit fortgesetzt werden. Die Palette künstlerischer Positionen des 20. Jahrhunderts wurde bedeutend durch drei Privatsammlungen erweitert. 1960 erwarb das Land Hessen die Sammlung Richard Hamann, die mit Werken von Christian Rohlfs, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Alexej Jawlensky und vielen anderen der Vermittlung moderner Kunst im Museum ein Fundament gab. 1994 und 2008 stiftete Rainer Zimmermann einen Teil seiner umfangreichen Kollektion des Expressiven Realismus. 2010 kam die exzellente Sammlung Hilde Eitel mit bedeutenden Vertretern der Nachkriegs-Avantgarde als Dauerleihgabe des Universitätsbundes in das Museum. Durch Erwerbungen der Museumsleiter, Schenkungen, Vermächtnisse sowie Ankäufe unterstützt vom Verein der Freunde des Museums konnte der Kunstbestand im Laufe der Zeit weiter ausgebaut werden. Mit dem Umzug der kulturhistorischen Sammlung in das im Wilhelmsbau des Landgrafenschlosses neueingerichtete Museum für Kulturgeschichte wurde seit 1981 die zunehmende Profilierung des Hauses als Kunstmuseum möglich.