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Geschichte

Im 13. Jahrhundert ließ Landgraf Heinrich I. die bereits seit langem existierende Burg zu einer Residenz der jungen Landgrafschaft ausbauen. Während der Residenzzeit war das Schloss Schauplatz eines wichtigen historischen Ereignisses: dem Marburger Religionsgespräch. Der Einladung Philipp des Großmütigen folgend, diskutierten 1529 die führenden Reformatoren, darunter Martin Luther und Ulrich Zwingli, die Abendmahlsfrage und andere strittige Punkte ihrer neuen Glaubenslehre. Als das Land Hessen im 16. Jahrhundert aufgrund des Testaments Philipps des Großmütigen geteilt wurde und der Marburger Teil schließlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts an Hessen-Kassel fiel, behielt das Schloss noch lange seine Funktion als Kern einer Festungsanlage, die weiter ausgebaut wurde. Ab dem frühen 19. Jahrhundert diente das Schlossgebäude zunächst als Gefängnis  und von 1870 bis ins 20. Jahrhundert als Staatsarchiv. Auf dem Schlossberg befanden sich damit vor der Phase der musealen Nutzung im Laufe von zehn Jahrhunderten eine Burg, eine Residenz, eine Festung, ein Gefängnis und ein Archiv.

Die Sammlung

© Bildarchiv Foto Marburg

Nach der Annexion des Kurfürstentums Hessen durch das Königreich Preußen 1866 warb der Marburger Jurist Ludwig Bickell (1838–1901) für ein Projekt, das zu einem Landesmuseum (Provinzialmuseum) führen sollte. Bickell sammelte zunächst privat und fand bald Unterstützung durch den Zweigverein Marburg des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Gesamtvereins 1875 organisierte er eine erste „Ausstellung von Altertümern aus öffentlichem und privatem Besitz“ im Landgrafenschloss Marburg. Der Marburger Verein beschloss daraufhin den Aufbau einer „Sammlung von kunstgeschichtlich bemerkenswerten Altertümern aus dem Mittelalter und späterer Zeit“ aus dem Gebiet des ehemaligen Kurhessen. Das Amt des Konservators der Vereinssammlung übernahm Ludwig Bickell.

Das Staatsarchiv Marburg, welches das Landgrafenschloss seit 1870 nutzte, überließ dem Marburger Geschichtsverein Räumlichkeiten zur Präsentation der fortwährend wachsenden Sammlung: zunächst im Marstall (heute Wohnheim), dann im Grünen Gewölbe und ab 1877 in drei gewölbten Räumen im Erdgeschoss des Südflügels. 1882 kam der Kleine Rittersaal hinzu, weitere Räumlichkeiten folgten. Über Jahrzehnte blieb die Aufstellung im Schloss provisorisch. Für eine dauerhafte Präsentation der Sammlung hessischer Altertümer wurden verschiedene Standorte diskutiert, beispielsweise das Kugelhaus, die landgräfliche Kanzlei, auch ein Umbau des Kilian, der in der Reformationszeit profanisierten, vormals ältesten Kirche Marburgs. Erst 1927 konnte die Sammlung ihrer Bedeutung entsprechend im Museum der Universität in der Biegenstraße präsentiert werden.

Seit den 1960er Jahren setzte sich Dr. Carl Graepler (1921–2018) als Direktor des Marburger Universitätsmuseums für die Entwicklung eines zweiten Standortes im Landgrafenschloss ein. Im Jahr 1981 konnte er nach der Auflösung des dort untergebrachten Bücherdepots im Wilhelmsbau das Museum für Kulturgeschichte eröffnen. Die fünf Abteilungen auf fünf Geschossen präsentieren seitdem eine chronologisch-thematische Ordnung der Exponate: „Vor- und Frühgeschichte“, „Kirchliche Kunst“, „Landesherrschaft“, „Bürgerliches Wohnen“ und „Hessische Volkskunde“.

Aktueller Hinweis: Die Kulturgeschichtliche Sammlung im Wilhelmsbau ist wegen Sanierungsarbeiten derzeit geschlossen.