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Verfolgte und Entrechtete an der Universität Marburg

Fotocollage von im Nationalsozialismus Verfolgten der Universität Marburg: Von links oben nach rechts oben: Werner Krauss, Jakob Spier, Vera Solomko, Arno Greiner. Von link unten nach rechts unten: Johannes Klein, Namentlich aufgeführt Alix Eisner; Annita Huber; Erna Esther Lebegott; Betty Spier, Hermann Jacobsohn, Wilhelm Röpke
Fotocollage

Die Bildercollage zeigt eine Reihe von verfolgten und entrechteten Menschen, die als Angehörige der Philippina oder durch sie Unrecht erfuhren: obere Reihe von links nach rechts: Werner Krauss (Foto: Avraham Pisarek); Jakob Spier (Foto: Stadtarchiv Marburg); Vera Solomko (Foto Geschichtswerkstatt Marburg); Arno Greiner (Foto: Universitätsbibliothek Marburg); untere Reihe von links nach rechts: Johannes Klein (Foto Universitätsarchiv Marburg); Hermann Jacobsohn (Foto: Universitätsarchiv Marburg); Werner Röpke (Foto: Universitätsarchiv Marburg).

Allein in dieser Collage zeigt sich ein vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen Erfahrungen: Verfolgung und Entlassungen aus politischen und „rassischen“ Gründen, Exil und Selbstmord, Entzug der Doktortitel, verhinderte Karrierechancen, Enteignungen, Zwangsarbeit und körperliche Gewalt. Im Unterschied zu anderen Universitäten sind in Marburg prozentual vergleichsweise wenige Mitglieder des Lehrkörpers entlassen worden. Insgesamt verlor die Universität 11,3 Prozent ihrer Lehrenden, während beispielsweise an der Universität Frankfurt mehr als ein Drittel vertrieben wurde. Der Marburger Befund lässt sich unter anderem mit der Berufungspraxis erklären. Bereits in der Weimarer Republik hatten jüdische Hochschullehrer in Marburg geringere Chancen auf eine Berufung. So war die Marburger Medizinische Fakultät eine von wenigen Universitäten im Deutschen Reich, die 1933 über keinen jüdischen Ordinarius verfügte. Auch wenn inzwischen eine Reihe von verfolgten und entrechteten Angehörigen der Universität bekannt sind, gibt es bisher keine Möglichkeit, sich auf einen Blick über sie zu informieren. Das möchte die Philipps-Universität künftig ermöglichen. Bis das der Fall ist, wird an dieser Stelle beispielhaft derer gedacht, die durch die Universität Entrechtung und Verfolgung erfahren haben oder von deren Verfolgung und Entrechtung die Universität profitierte.