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Werner Krauss, Jakob Spier, Vera Solomka

Werner Krauss
Foto: Avraham Pisarek, Wikimedia.de, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany

Werner Krauss: Widerstand in der Roten Kapelle

Werner Krauss war seit 1931 Assistent am romanistischen Seminar der Universität Marburg. 1940 wurde er als Soldat eingezogen und 1942 als Mitglied der roten Kapelle verhaftet. Der Volksgerichtshof verhängte 1943 sein Todesurteil wegen Beihilfe zum Hochverrat. Das Urteil wurde allerdings nicht vollstreckt, sondern nach Fürsprache in einem Wiederaufnahmeverfahren 1944 zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe umgewandelt. In der Todeszelle schrieb Krauss seinen Schlüsselroman "PLN – Die Passionen der halykonischen Seele". Er überlebte den Gefangenenmarsch aus dem Wehrmachtsgefängnis Torgau und kehrte 1945 nach Marburg zurück. Bis 1947 war er Professor und Direktor des romanistischen Instituts, bevor er im September 1947 nach Leipzig zog und dort die Professur für romanische Philologie annahm.

Vertiefung: Jehle, Peter (Hrsg.): Werner Krauss. Ein Romanist im Widerstand. Briefe an die Familie und andere Dokumente. Berlin 2004. 

Hausmann, Frank-Rutger: Werner Krauss und der 'Kriegseinsatz' der Deutschen Romanisten 1940-1941, Freiburg 2002.

 

Das Foto zeigt, wie die SA den Marburger Mediziner Jakob Spier (mit Schild) am Rudolphsplatz vorbei in Richtung Marktplatz geleitet
Foto: Stadtarchiv Marburg (StadtA MR, S 3/4, 156, vergrößerter Ausschnitt)

Jakob Spier: Eine verbotene Liebensbeziehung

Jakob Spier studierte von 1927 bis 1930 Medizin in Heidelberg, von 1930 bis Januar 1933 war er als Student in Marburg immatrikuliert. Er stammte aus einer jüdischen Familie in Schrecksbach, im ehemaligen Kreis Ziegenhain. Im August 1933 wurde er von der SA durch die Straßen Marburgs getrieben und musste dabei ein Schild in den Händen halten, auf dem „Ich habe ein Christenmädchen geschändet“ geschrieben stand. Das demütigende Szenerie fand als ein von vielen Schaulustigen begleiteter Umzug statt: vorne der SA-Spielmannszug, daran anschließend Jakob Spier, hinter dem ein SA-Trupp folgte. 1935 konnte Jakob Spier mit seinem jüngeren Bruder in die USA fliehen. Dort machte er seine Facharztausbildung zum Pathologen. 1940 heiratete er in New York und unterrichtete anschließend an verschiedenen Universitäten. Er starb 1977 hochangesehen in der Stadt Moorhead, einer Nachbarstadt von Fargo in North Dakota. Wenn Sie sich in seinen Lebensweg und seine Wohnorte in Marburg vertiefen wollen, lesen sie das Studierendenportrait: Jakob Spier im Projekt Marburger Studierendengeschichten.

Vertiefung: Friedrich, Klaus-Peter: Zur Auswanderung gezwungen: Jakob Spier aus Marburg, in: Von der Ausgrenzung zur Deportation in Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Marburg 2017, S.331 – 337.

 

Vera Solomko
Foto: Geschichtswerksatt Marburg

Vera Feodorowna Solomka: Zwangsarbeit in Marburg

Vera Feodorowna Solomka, geboren 1925, wurde mit 17 Jahren 1943 als Zwangsarbeiterin aus der damaligen Sowjetunion ins Deutsche Reich gezwungen. Sie musste in der Landesheilanstalt in der Cappeler Straße in der Wäscherei arbeiten. 1943 war sie Patientin der Universitätshautklinik und wurde dort aufgrund ihrer Herkunft geschlagen. Nach Ende des Krieges kehrte sie nach Hause zurück und wurde dort – wie viele Zwangsarbeiterinnen in der ehemaligen UdSSR -  als Verräterin angesehen. Infolgedessen blieb ihr eine Ausbildung verwehrt. 2003 besuchte sie zusammen mit ihrer Tochter Marburg. Ihr Aufenthalt fand im Rahmen der von der Stadt Marburg und der Geschichtswerkstatt Marburg durchgeführten „Begegnungswoche mit ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern" statt.

Vertiefung: Brandes, Karin; Brinkmann-Frisch, Fritz; Form, Wolfgang u.a.: Zwangsarbeit in Marburg 1939 bis 1945. Geschichte, Entschädigung, Begegnung, Marburg 2005, S. 494 – 496.

Aumüller, Gerhard; Grundmann, Kornelia; Krähwinkel, Esther u.a.: Die Marburger Medizinische Fakultät in „Dritten Reich“, München 2001, S. 591 - 592.