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Arno Greiner, Ernst Freudenberg, Johannes Klein

Das ist ein Ausschnitt aus dem Buchcover "Displaced Books" mit dem Bild von Arno Greiner
Foto: Universitätsbibliothek Marburg

Arno Greiner: Mitglied der KPD und enteigneter Besitz

Arno Greiner betätigte sich bereits vor 1933 in der KPD in Eppstein im Taunus. In einer Hausdurchsuchung wurden bei ihm 1933 eine Schreibmaschine, 17 Bücher, eine Mappe Zeitungsausschnitte und ein Durchpauschbogen gefunden, worauf ihm unterstellt wurde, kommunistische Schriftstücke herzustellen. Allerdings reichten diese Funde nicht als Beweis für eine Verurteilung aus. Mindestens zwei seiner Bücher wurden ihm jedoch nicht zurückgegeben. Vielmehr verblieben sie bei der Oberstaatsanwaltschaft in Wiesbaden und finden sich dann ab 1936 im Bürgermeisteramt Eppstein. Dieses schickte die Bücher an die Universitätsbibliothek Marburg, die sie 1936 in ihren Bestand aufnahm. Arno Greiner zog über Frankfurt schließlich nach Leverkusen und starb dort 1973. Bis heute findet sich in der Universitätsbibliothek Marburg wie in anderen Hochschulbibliotheken NS-Raubgut. Dabei geht es um enteignete Bücher bzw. Besitz der jüdischen Bevölkerung und anderer verfolgter Personen, um im Rahmen von Verfolgung unfreiwillig veräußerten Besitz und um Besitztümer, die aus den besetzten Gebieten entwendet wurden. Im Rahmen von Nachforschungen zu NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Marburg sind die beiden Bücher von Arno Greiner 2006 an seine Tochter zurückgegeben worden.

Vertiefung: Kraus, Christian; Kreutz, Jan: Arno Greiner, in: Displaced Books. NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Marburg, Marburg 2006, S. 48 - 57.

 

Ernst Freudenberg
Foto: Universitätsarchiv Marburg / Bildersammlung

Ernst Freudenberg: Verweigerte Trennung und Exil in der Schweiz

Ernst Freudenberg lehrte und praktizierte seit 1922 als Ordinarius für Kinderheilkunde in Marburg. Mit Wirkung vom 31. Oktober 1937 wurde er auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als „jüdisch versippt“ in den Ruhestand versetzt. Er hatte sich der Forderung widersetzt, sich von seiner jüdischen Ehefrau zu trennen. Freudenbergs Entlassung wurde durchaus nicht widerspruchslos hingenommen. So erhoben beispielsweise einige Eltern ehemaliger Patient*innen Einspruch und auch die gesamte Fakultät votierte mit einer Eingabe beim Reichministerium für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung  - jedoch erfolglos - für seinen Verbleib. Daraufhin emigrierte er in die Schweiz, wo er von 1938 bis 1954 als Ordinarius für Pädiatrie das Kinderspitals der Universität Basel leitete. Den von der Marburger Medizinischen Fakultät 1945 geäußerten Rückkehrwunsch lehnte er ab.

Vertiefung: Aumüller, Gerhard; Grundmann, Kornelia; Krähwinkel, Esther u.a.: Die Marburger Medizinische Fakultät in „Dritten Reich“, München 2001, S. 210 – 214.

 

Johannes Klein
Foto: Universitätsarchiv Marburg / Bildersammlung

Johannes Klein: Grenzgänger im Exil in Schweden

Johannes Klein, geboren 1904, wurde 1933 Privatdozent für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Marburg. Er war schon in den zwanziger Jahren Mitglied im "Stahlhelm" und dem noch radikaleren Bund Oberland. Letzterer hatte sich aktiv an Hitlers Putschversuch von 1923 beteiligt. Weil seine Frau nach nationalsozialistischer Auffassung Halbjüdin war, verlor er 1938 seine Lehrerlaubnis und ging nach Göteborg. Von 1940 an arbeitete er als Lektor der "Deutschen Akademie" in Göteborg. In dieser Position warb er in seinen Vorträgen auch für die deutsche Politik. Nachdem er wie alle Personen, die bei einer deutschen Institution angestellt waren, 1945 Schweden verlassen musste, kehrte er nach Marburg zurück. Er arbeitete als Assistent am Germanistischen Seminar. 1948 wurde er außerplanmäßiger Professor und 1959 ordentlicher Professor. Von 1956 bis 1968 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung Marburg für die Sozialdemokraten an. Einen weiteren Blick auf seinen Lebenslauf finden Sie unter "Akteur*innen".

Köhler, Kai: Johannes Klein, in: Köhler, Kai, Dedner, Burghard, Strickhausen, Waltraud: Germanistik und Kunstwissenschaften im "Dritten Reich". Marburger Entwicklungen 1920-1950, Berlin 2005, S. 293 – 331.