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Gustav Rohr, Erich Auerbach

Bild: Esther Krähwinkel

Gustav Rohr: Zwischen SPD und NSDAP

Gustav Rohr war als Kassenangestellter bei der Universitätskasse tätig. Bei der Wahl des Betriebsrats im März 1933 wurde er in den Angestelltenrat der Universität gewählt. Allerdings wurde der Betriebsrat bereits Ende März 1933 auf Anordnung des damaligen Wissenschaftsministeriums wieder aufgelöst und im Mai 1933 traten an der Universität Marburg alle Mitglieder von ihren Ämtern zurück. Anfang 1934 schließlich wurden Betriebsräte verboten. Rohr war zudem Mitglied der SPD.  Von Mitte Juni bis Ende Juli 1933 saß er wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ in Schutzhaft. Aufgrund seiner politischen Vita ist im September 1933 fristlos entlassen worden. Ein Wiedereinstellungsgesuch des Universitätskurators von Hülsen wurde 1934 vom Gaupersonalamt abschlägig beschieden. Rohr war anschließend bis 1938 arbeitslos. Welchen weiteren politischen Weg Gustav Rohr möglicherweise zu seinem Schutz einschlug, finden Sie unter „Akteur*innen

Vertiefung: Stolper, Dirk; Wilder, Sarah Christin: Belastung und Reintegration. Die NS-Vergangenheit der Mitglieder der Marburger Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats 1945 bis 1989. Marburg 2016, S. 47 – 50.

 

Erich Auerbach
Foto: Universitätsarchiv Marburg / Bildersammlung

Erich Auerbach: Entlassung und Exil in Istanbul

Erich Auerbach wurde 1892 als Sohn einer wohlhabenden Berliner Kaufmannsfamilie geboren. Er studierte zunächst Jura, widmete sich jedoch bald den romanischen Literaturen. 1929 habilitierte er sich in Marburg und wurde als Nachfolger von Leo Spitzer auf den Lehrstuhl  des Marburger Instituts für romanische Philologie berufen. Als Veteran des Weltkriegs entging er zunächst den 1933 einsetzenden antisemitischen Verfolgungen an deutschen Universitäten. Mit Verweis auf seine „rassisch-jüdische“ Abstammung wurde er im Oktober 1935 aus seinem Amt entlassen. Im Folgejahr ging er ins Exil an die Universität Istanbul. Dort verfasste er sein Hauptwerk „Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur“, das von seinen Exilerfahrungen beeinflusst war . 1947 ging er in die USA, Angebote zur Rückkehr nach Deutschland lehnte er ab. Das literaturwissenschaftliche und kulturphilosophische Denken Auerbachs wird bis heute weltweit rezipiert. (Florian Gödel)

Vertiefung: Bormuth, Matthias: Erich Auerbach – Kulturphilosoph im Exil. Göttingen: Wallstein 2020. Weinstein, David;  Zakai, Avihu : Jewish Exiles and European Thought in the Shadow of the Third Reich. Baron, Popper, Strauss, Auerbach. Cambridge: Cambridge University Press 2017. Tortonese, Paolo (Hg.): Erich Auerbach. La littérature en perspective. Paris: Presses Sorbonne Nouvelle 2009.

 Zu Auerbach und dem ebenfalls in Marburg lehrenden Werner Krauss: Gumbrecht, Hans-Ulrich:  Vom Leben und Sterben der großen Romanisten. Carl Vossler, Ernst Robert Curtius, Leo Spitzer, Erich Auerbach, Werner Krauss. München/Wien: Hanser 2002.