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Erich Schwinge

Erich Schwinge: Militärjurist und Militärrichter in der NS-Zeit

Das Bild zeigt Erich Schwinge
Foto: Universitätsarchiv Marburg / Bildersammlung

Er war Militärjurist und Militärrichter in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg und stand für eine an der nationalsozialistischen Ideologie ausgerichteten Justiz. Nach 1945 verharmloste er NS-Verbrechen und wirkte mit an der Legende von der „sauberen Wehrmacht“. Erich Schwinge wurde am 15. Januar 1903 in Jena geboren. Nach seinem Studium, Promotion und Habilitation wurde er 1932 zum ordentlichen Professor an der Universität Halle / Salle ernannt. 1936 wechselte er nach Marburg, 1940 nach Wien. 1946 kehrte er nach Marburg zurück und erhielt einen Lehrauftrag, bevor er von 1948 bis zu seiner Emeritierung 1971 wieder als Professor am juristischen Fachbereich tätig war. Viele Jahre bekleidete er das Amt des Dekans, 1954/55 war er Rektor der Universität. In der NS-Zeit wirkte Schwinge als Kommentator, Staatsanwalt und Richter an der unmenschlichen Militärjustiz während des Zweiten Weltkriegs mit. Nach 1945 verharmloste Schwinge die Militärjustiz und seinen eigenen Beitrag und verteidigte in vielen Prozessen mutmaßliche deutsche Kriegsverbrecher. Mit seinen apologetischen Publikationen zur Wehrmacht und Militärjustiz prägte er über Jahrzehnte die öffentliche Wahrnehmung und Rechtsprechung zu diesem Bereich des NS-Unrechts in der Bundesrepublik. Als er ab Ende der 1950er-Jahre wegen seiner Vergangenheit und seines vergangenheitspolitischen Engagements zunehmend angegriffen und kritisiert wurde, verstrickte sich Schwinge immer stärker in eine Vielzahl von Rechtsstreitigkeiten. Mit diesen versuchte er, die kritische Berichterstattung über ihn zu unterbinden. Am 30. April 1994 starb Schwinge in Marburg.

Der Podcast, den Sie hier zu Erich Schwinge hören können, ist das gemeinsame Arbeitsergebnis der „Forschungswerkstatt Kritische Strafrechtsgeschichte“ aus dem Sommersemester 2024. Die Teilnehmerinnen Benedikt Althof, Elisa Cohaus, Noemi Coll Barroso, Marcel Elbers, Greta Hoffmann, Carolina Kelb, Marleen Krannich Anjeschka Linier, Pauline Philipps und Lara Zieß sichteten neben den umfassenden Schriften Schwinges Archivbestände im Universitätsarchiv, im Marburger Stadtarchiv sowie im Hessischen Staatsarchiv. Als gemeinsames Arbeitsergebnis entschieden sich die Studierenden für die Aufzeichnung eines Audio-Podcasts. 

 Vertiefung: Detlev Garbe: „In jedem Einzelfall ... bis zur Todesstrafe“. Der Militärstrafrechtler Erich Schwinge. Ein deutsches Juristenleben, Hamburg 1989. Ders.: Der Marburger Militärjurist Professor Erich Schwinge. Kommentator, Vollstrecker und Apologet nationalsozialistischen Kriegsrechtes, in: Albrecht Kirschner (Hrg.), Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter. Marburger Zwischenbilanz zur NS-Militärjustiz vor und nach 1945 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 74), Marburg 2010, S. 109–130.