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Die Philipps-Universität - Wissenschaft - Politik - Gesellschaft im Nationalsozialismus

Eine Person betrachtet Bilder der Universität Marburg aus dem Nationalsozialismus
Foto: Esther Krähwinkel

Das zeitgenössische Bild, das die Zuschauerin betrachtet, zeigt Marburger Professoren am neuen Behring-Denkmal. Aufgenommen wurde es anlässlich der Behringfeier der Universität Marburg 1940. Mit dieser wurde dem 50jährigen Jahrestag der Serumtherapie gedacht. Marburger Professoren stehen in einer Reihe geschlossen hinter dem Nationalsozialismus - so mag es das Bild suggerieren. War dem so?

Der bisherige Forschungsstand zeigt deutlich, dass weder der Nationalsozialismus über die Universitäten gekommen ist noch dass sich die Wissenschaft ihren unpolitischen Kern bewahrt hat. Wird untersucht, von wem, wofür und unter welchen Bedingungen Handlungsmöglichkeiten genutzt, verwehrt, erweitert und beschränkt wurden, zeigt sich: Universitäten unterstützten den nationalsozialistischen Staat überwiegend und nutzten die Umstände für sich. Wo kann die Philipps-Universität Marburg in dieser Gemengelage verortet werden? Auf welchen Traditionen bauen wir unhinterfragt auf, welchen Namen begegnen wir im Stadtbild, auf welche Bücher oder Bilder stoßen wir in der Universitätsbibliothek oder im Unversitätsmuseum? Um diesen Fragen Raum zu geben, bietet die UMR mit dieser Plattform einen zentralen Einstieg zu ihrer Geschichte im Nationalsozialismus und erinnert an ihre verfolgten und entrechteten Mitglieder.

Diesem Ansinnen entsprechend ist die Webseite weder nach verschiedenen Fachrichtungen noch chronologisch aufgebaut. Sie bietet vielmehr unterschiedliche thematische Zugänge an, die aufgreifen, was eine Universität ausmacht: ihre Mitglieder (Personen), ihre formale Verfasstheit und ihre Regeln (Institution), ihre Aufgaben (Wissenschaft und Studium) und die Interaktion mit der sie umgebenden Region (Umfeld).  Dabei geht es nicht nur um die Jahre 1933 bis 1945. Auch wenn die beiden genannten Jahre politische Zäsuren beschreiben, gilt, dass weder die nationalsozislistische Herrschaft noch die Jahre davor oder danach als klar abgrenzbare und unverbunden abfolgende Zeitabschnitte verstanden werden können. Vielmehr soll der Blick auf Umbrüche, Kontinuitäten und Entwicklungslinien gelegt werden bis hin zur Frage nach zeithistorische Bezügen.