05.06.2019 Museumsobjekte zeigen religiöse Vielfalt
Neues Verbundprojekt REDIM untersucht den Einfluss von Museen auf die Wahrnehmung von Religionen
Welche Wirkung haben Ausstellungen über Religion auf deren Wahrnehmung in der Gesellschaft? Wird anhand historischer Objekte im Museum eine religiöse Weltgeschichte inszeniert? Fragen wie diese sind Ausgangspunkt des neuen Verbundprojekts "Dynamiken religiöser Dinge im Museum" (REDIM), das im August seine Arbeit aufnimmt. Beteiligt sind unter anderem das Zentrum für interdisziplinäre Religionsforschung (ZIR) und die Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität Marburg, das Dommuseum in Frankfurt am Main sowie das GRASSI-Museum für Völkerkunde in Leipzig. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb der Förderlinie "Die Sprache der Objekte – Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen" mit rund 800.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert.
In den Religionen gibt es zahlreiche unterschiedliche Strömungen, die sich im Alltag oft voneinander distanzieren oder sogar bekämpfen. Was passiert, wenn diese Strömungen innerhalb eines Museums gemeinsam ausgestellt werden? "Unsere These ist, dass museale Dinge das Potential bergen, die wissenschaftliche und gesellschaftliche Wahrnehmung von Religion zu verändern und damit in besonderer Weise die Vielfalt religiöser Vorstellungen und Praktiken deutlich zu machen", sagt Projektleiterin Prof. Dr. Edith Franke, Direktorin des Zentrums für interdisziplinäre Religionsforschung und Leiterin der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg. "Welche Objekte werden ausgewählt für eine Anschaffung und warum werden einige Objekte ausgestellt, während andere im Magazin verschwinden? Welche neuen Bedeutungen erhalten liturgische Gegenstände in einer musealen Ausstellung? Diese und viele weitere Fragen werden wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern untersuchen", sagt Franke.
In verschiedenen Teilprojekten wird erforscht, inwieweit es gerade die religiösen Dinge sind, die Glaubensvorstellungen und Praktiken in unterschiedlichen Kontexten (Migration, Globalisierung, Medien) bewahren und inwiefern sie mit ihrer Präsentation in Sammlungen und Museen aber auch Anstoß für eine veränderte Sicht auf Religionen sein können. Geplant sind unter anderem fachwissenschaftliche Recherchen in Archiven und Museen und Befragungen von Kuratorinnen und Kuratoren sowie Besucherinnen und Besuchern von Ausstellungen. Auch Forschungen an Museen im Iran und in Japan sind geplant.
Am Projekt ebenfalls beteiligt sind Prof. Dr. Bärbel Beinhauer-Köhler vom Fachbereich Evangelische Theologie und Prof. Dr. Christoph Werner vom Fachbereich Fremdsprachliche Philologien der Philipps-Universität Marburg.