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Ausstellungsbereich: Islam
In der Religionskundlichen Sammlung befinden sich derzeit 452 Objekte aus unterschiedlichen Traditionen des Islam. Die Gegenstände stammen aus vielen Ländern mit muslimischer Mehrheits-wie auch Minderheitsbevölkerung (Ägypten, Äthiopien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Iran, Irak, Indonesien, Israel, Pakistan, Syrien, Türkei, USA und Usbekistan).
Der Ausstellungsbereich zum Islam wurde als Sonderausstellung zum Thema: "Von Derwisch-Mütze bis Mekka-Cola" (2013 bis 2017) konzipiert. Inzwischen ist sie zu einer Dauerausstellung geworden, in welcher eine religionswissenschaftlich differenzierte Perspektive auf die Lebenspraxis der Menschen hinter dem, oft stereotyp und eindimensional verwendeten, Begriff des "Islam" präsentiert wird. Historische, wie auch aktuelle Praktiken im Islam werden anhand von Objekten und Bildern veranschaulicht.
Ein einführender Ausstellungsteil widmet sich der Vielfalt der religiösen Alltagspraxis, die an den Beispielen Beten und Pilgern sowie anhand der südostasiatisch geprägten Welt des Islam in Indonesien veranschaulicht wird. Im Ausstellungsraum befinden sich eine Gebetsnische, welche der in einer Moschee nachempfunden wurde und eine Vitrine mit Gebetsutensilien, außerdem mehrere kunstvoll verzierte Koranexemplare. Ein zweiter Ausstellungsbereich macht mit der Rolle von Mädchen und Jungen bei Festen im Islam und ihrer religiösen Erziehung in unterschiedlichen regionalen Kontexten bekannt. Diese Abteilung wurde ausschließlich mit Neuanschaffungen gestaltet. Der dritte Schwerpunkt der Islamausstellung ist mit Gegenständen bestückt, die sich bereits seit mehreren Jahrzehnten in der Religionskundlichen Sammlung befinden. Sie stammen zu einem großen Teil von Annemarie Schimmel und waren vormals im Besitz von Sufis und Derwischen.
Die abgebildete Derwisch-Mütze erwarb die Religionskundliche Sammlung 1960 über Motamed Saeed, einen iranischen Kunsthändler und Ingenieur. Die zuckerhutförmige Derwischmütze ist ca. 100 Jahre alt und besteht aus mit bunten Glasperlen bestickter Seide. Der Legende nach geht die Kopfbedeckung auf den Propheten Muhammad zurück, der sie vom Erz-Engel Gabriel erhalten und an seinen Schwiegersohn Ali weitergegeben haben soll. Sie symbolisiert die Krone (tāj) eines Derwisches, der sie im Rahmen seiner Initiation erhält. Sie wird bei zeremoniellen Anlässen getragen. Den vier Stoffteilen (Zickel), aus denen die Mütze zusammengenäht ist, schreibt ein Derwisch mystische Eigenschaften zu, etwa Tugenden (wie z.B. Armut oder Gottvertrauen) nach denen er strebt oder Schlechtigkeiten, die er schon überwunden hat.
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Literatur
Franke, Edith und Konstanze Runge (Hg.): Von Derwisch-Mütze bis Mekka-Cola. Vielfalt islamischer Glaubenspraxis. Begleitband zu einer Sonderausstellung der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg. Band 6.2013.
Runge, Konstanze (2017): Demut auf dem Weg zu Gott: Die Bettelschale eines persischen Derwisches, in: Franke, Edith (Hg.): Objekte erzählen Religionsgeschichte(n). Eine religionswissenschaftliche Spurensuche in der Religionskundlichen Sammlung, Veröffentlichungen der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg, Band 9, 102-111.
Franke, Edith (2017): Was die Wayang Figur Semar über den Islam auf Java erzählen kann, in: dies. (Hg.): Objekte erzählen Religionsgeschichte(n). Eine religionswissenschaftliche Spurensuche in der Religionskundlichen Sammlung, Veröffentlichungen der Religionskundlichen Sammlung der Philipps- Universität Marburg, Band 9,112-123.
Fremberg, Jürgen W. (1999): Kleidung und Ausrüstung islamischer Gottsucher. Ein Beitrag zur materiellen Kultur des Derwischwesens. Harrassowitz Verlag: Wiesbaden.
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