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Teilprojekt C06
Außenwirtschaftliche Versicherheitlichung. Unternehmen, Staat und die Hermes Kreditversicherungs-AG (1949-1984)

1. Förderphase (2014-2017)

In diesem Teilprojekt geht es um die Schnittstelle unternehmerischen Wissens- und Risiko-Managements sowie staatlicher Außenwirtschafts- und Sicherheitsinteressen. Indem sich das Teilprojekt auf Fragen der Generierung von Wissen und Informationen, darauf aufbauender Einschätzungen und Deutungen der internationalen politischen und ökonomischen Konstellationen durch die beteiligten Akteure sowie die daraus resultierenden Maßnahmen zur Herstellung von Sicherheit konzentriert, sollen Wahrnehmungs- und Handlungsebene miteinander verknüpft werden. Das Hermes-System wird insofern verstanden als ein Ausdruck komplexer und zum Teil divergierender Sicherheitswahrnehmungen und -interessen (Unternehmen, Verbände, Staat). Diese sollen für den Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg (1949-1984) analysiert werden; makro- und mikroökonomische Fragen werden in diesem Zusammenhang miteinander verknüpft, wobei ein besonderes Augenmerk auf der unternehmenshistorischen Perspektive liegt.

Der Erfolg der deutschen Wirtschaft beruht seit dem 19. Jahrhundert zu einem Großteil auf dem Export. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die traditionell stark exportorientierte westdeutsche Wirtschaft im Zuge von Internationalisierungs- und Liberalisierungsanstrengungen bestrebt, möglichst bald wieder Anschluss an die weltweiten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu finden. Die politische Großwetterlage, der Kalte Krieg sowie die Dekolonisierungsbestrebungen in vielen Teilen der Welt sowie ökonomische Restriktionen in Form von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen bedeuteten jedoch ein hohes Unsicherheitspotential für die westdeutsche Wirtschaft. Die internationalen Geschäftsbeziehungen bargen regional unterschiedliche Länderrisiken, die sowohl politische als auch ökonomische Risiken umfassten. Aus Sicht der handelnden Akteure, insbesondere der westdeutschen Exportunternehmen, war es wichtig, diese Risiken zu kennen, abzuschätzen und zu bewerten, um darauf aufbauend entsprechende Handlungsstrategien ableiten zu können. Ein entsprechendes unternehmerisches Wissens- und Risiko-Management umfasste unter anderem Aktivitäten auf dem Gebiet Informationsbeschaffung und -bewertung bzw. der Risikoeinschätzung und -verminderung durch Maßnahmen der Gestaltung von Preisen, Zinsen, Liefer- und Zahlungsbedingungen sowie über Bankgarantien.

Neben privatwirtschaftlichen Absicherungen über Banken und Versicherungen hinaus gab es auch die Möglichkeit der Absicherung von Exportgeschäften durch staatliche Bürgschaften und Garantien, die in diesem Teilprojekt eine zentrale Rolle spielen. Die Hermes Kreditversicherungs-AG war in diesem Zusammenhang ein wichtiges Instrument der Exportabsicherung und der Herstellung außenwirtschaftlicher Sicherheit in staatlichem Auftrag und zugleich Teil der deutschen außenpolitischen Sicherheitsstrategien. Hermes-Garantien sind Bundesdeckungen für Geschäfte deutscher Exporteure mit privatwirtschaftlich betriebenen ausländischen Unternehmen; Hermes-Bürgschaften decken Geschäfte mit Staaten, Behörden oder Körperschaften öffentlichen Rechts ab. Sie beziehen sich vor allem auf Fabrikations-, Ausfuhr-, Finanz- und Wechselkursrisiken. Staatliches Sicherheitsinteresse korrespondierte insofern mit unternehmerischen Interessen nach einer langfristigen und dauerhaften Marktsicherung sowie der Sicherung von Wirtschaftsräumen. Die Herstellung von Sicherheit durch Handel und wirtschaftliches Engagement sollte vor dem Hintergrund unsicherer Rahmenbedingungen wiederum (staatlich) abgesichert bzw. versichert werden.

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