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Lectio Philippina N° 10 mit Prof. Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der EKKW - “Sexualisierte Gewalt in der ev. Kirche. Prävention und Aufarbeitung.”

Am 15.05.2024 fand an der Universität Marburg die diesjährige Lectio Philippina statt. Zu Gast war Prof. Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Sie hielt einen Vortrag zum Thema "Sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche - Prävention und Aufarbeitung" und ging sensibel auf Fragen und Kommentare in der anschließenden Diskussion ein. Diese konnten direkt oder anonymisiert gestellt werden.

Einen Schwerpunkt des Vortrags bildeten die Ergebnisse der ForuM-Studie, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche in Deutschland untersuchte. Prof. Hofmann erläuterte die Erkenntnisse und zog Schlussfolgerungen für die Prävention und Aufarbeitung von Fällen. Vor allem ist es wichtig, den Betroffenen zuzuhören und ihre Perspektive ernst zu nehmen. Sexualisierte Gewalt hat schwerwiegende, lebensverändernde Folgen für betroffene Menschen. In der Kirche gab es vielfach Muster der Abwehr oder Vertuschung solcher Fälle, dabei sind Pfarrer als Täter und das Pfarrhaus als Tatort spezielle Faktoren im ev. kirchlichen Kontext. Auch Konfliktunfähigkeit im Umgang mit Täter*innen spielte eine Rolle. Diese systemischen Strukturen müssen erkannt und nun aufgearbeitet werden. Die ForuM-Studie empfiehlt zudem ein breite Diskussionen, Kommunikation auf Augenhöhe mit Betroffenen durch Beteiligungsformate sowie Transparenz und einheitliche Dokumentation bei Übergriffen. In der EKD und EKKW gibt es nun einen Maßnahmenplan mit Beteiligungsformaten zur lückenlosen Aufarbeitung. Eingeführte Schulungen, unabhängige Beratungsstellen und Verfahren sollen der Prävention dienen.

Die Veranstaltung wurde stimmungsvoll passend durch musikalische Beiträge umrahmt. Die Repetentin Aline Seidel trug das Lied "Kinder" der Künstlerin Bettina Wegner an der Gitarre vor. Medizinstudentin Nino Mumladze bereicherte die Lectio mit zwei Klavierstücken von Chopin und Bach.

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion lud die Hess. Stipendiat*innenanstalt zu einem Empfang in den Kreuzgang ein. Hier ergab sich die Möglichkeit für einen persönlichen Austausch mit Prof. Hofmann und den anderen Teilnehmenden. Betroffene Personen konnten sich direkt an Propst Dr. Volker Mantey wenden oder staatliche und kirchliche Anlaufstellen zu Hilfe und Beratung in den beigelegten Broschüren finden.

Die Lectio Philippina bot einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in Kirche und Gesellschaft. Die offene Diskussion dieses sensiblen Themas war ein Zeichen des Verantwortungsbewusstseins und wir danken allen Teilnehmenden sehr für ihre umsichtigen, respektvollen und couragierten Fragen und Kommentare.