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Barrieren in Online-Lehrveranstaltungen reduzieren – Empfehlungen für Lehrende

Auf dieser Seite finden Lehrende allgemeine Empfehlungen zum Reduzieren von digitalen Barrieren in Online-Lehrveranstaltungen. Viele Hinweise dieser Handreichung kommen allen Seminarteilnehmenden zugute, sie können also angewendet werden, unabhängig davon, ob Seminarteilnehmende mit Behinderung an Ihrer Lehrveranstaltung teilnehmen. Nähere Informationen zur Zugänglichkeit gängiger Funktionen in BigBlueButton finden Sie hier.

Fragen Sie die Bedürfnisse Ihrer Studierenden vor Beginn der Veranstaltung ab, ohne dabei Einzelne herauszustellen

Da viele Funktionen in Video-Konferenzsystemen nicht oder nur eingeschränkt barrierefrei zugänglich sind, ist es wichtig, die Studierenden vor Beginn der Veranstaltung zum Beispiel per Mail zu fragen, ob die Funktionen, die Sie in der Online-Lehrveranstaltung verwenden möchten, für alle Teilnehmenden zugänglich sind. Damit vermeiden Sie, dass Studierende mit Behinderung vor den anderen Kursteilnehmenden als solche herausgestellt werden. Ebenfalls sollte vor der Veranstaltung abgefragt werden, ob es Teilnehmende gibt, für die es hilfreich ist, wenn die wortbeitragenden Personen mit Video zu sehen sind.

Stellen Sie Dokumente bereits vor der Veranstaltung zur Verfügung und erstellen Sie diese möglichst barrierefrei

Bitte stellen Sie den Studierenden bereits vor der Veranstaltung Ihre Präsentation und andere Dokumente, die Sie während der Veranstaltung verwenden wollen, zur Verfügung. Dies ist zum Beispiel für Studierende mit Legasthenie oder einer Hörbehinderung wichtig, um sich ausreichend vorzubereiten und der Online-Lehrveranstaltung folgen zu können. Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung können so die Präsentation in ein selbst gewähltes Format übertragen bzw. sie so aufbereiten, dass sie diese lesen können. Leitfäden zur Erstellung barrierearmer PowerPoint Präsentationen, Word- und PDF-Dokumente finden Sie hier.

Erläutern Sie vor Beginn der Veranstaltung die wichtigsten Funktionen, ohne dabei in Bildern zu sprechen

Bitte erläutern Sie zu Beginn der Lehrveranstaltung mit ausreichend beschreibenden Worten, wie die unterschiedlichen Funktionen des Webkonferenz-Systems verwendet werden (zum Beispiel ob bzw. wie ein Status wie „Handheben“ aktiviert bzw. bedient werden kann).

Legen Sie Regeln zur Vermeidung von Störgeräuschen fest

Vereinbaren Sie mit Ihren Studierenden Regeln zur Vermeidung von unnötigen Störgeräuschen. Darunter fällt unter anderem das Sitzen in einer ruhigen Umgebung und das Stummschalten des Mikros. Oder steuern Sie die Mikrofone der Teilnehmenden, indem Sie sie automatisch stummschalten, um Störgeräusche zu vermeiden. Die Regeln können zum Beispiel als Startfolie zu Beginn der Vorlesung gezeigt und besprochen werden. Eine entsprechende Mail vor Semesterbeginn ist ebenfalls sinnvoll. Das Vermeiden von Störgeräuschen erhöht nicht nur die allgemeine Seminarqualität, es hilft z. B. auch Studierenden mit Hörbeeinträchtigung, das Gesagte akustisch besser zu verstehen. Für alle Seminarbeteiligten erleichtert es außerdem die Konzentration, was für Studierende mit ADHS oder psychischen Beeinträchtigungen von besonderer Bedeutung sein kann.

Geben Sie verbale Rückmeldungen auf Wortbeiträge

Falls eine Videozuschaltung vorgesehen ist: Bitte beachten Sie, dass z. B. Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung die Gesichter nicht oder nur eingeschränkt sehen und Gesichtsausdrücke u. U. nicht erkennen können. Verbale Rückmeldungen dazu, ob die seheingeschränkte Person zu hören ist, ob das Gesagte antizipiert wurde oder ob es Rückfragen gibt sind daher unerlässlich. Ggf. kann dies der*die Moderator*in tun, damit die Akustik nicht zu polyphon wird. Falls die Veranstaltungsgröße dies erlaubt, ist auch ein anfänglicher Test hilfreich, ob alle hören, was jede*r spricht.

Achten Sie darauf, dass Wortbeitragende zu sehen sind

Für Studierende mit einer Hörbehinderung erhöht sich die Verständlichkeit deutlich, wenn sowohl der*die Dozierende permanent per Videoschaltung zu sehen ist als auch alle Seminarteilnehmende ihre Kamera einschalten (sofern vorhanden), wenn sie einen Wortbeitrag leisten. Dies ist für die Gruppe der Studierenden mit einer Hörbehinderung hilfreich, da sie häufig vom Mundbild sowie von der Körperhaltung/Mimik das Gesagte ablesen und interpretieren. Eine permanente Videozuschaltung aller Teilnehmenden ist jedoch nicht zu empfehlen, da es sonst aufgrund des hohen Datenvolumens zu einer deutlich schlechteren Übertragungsqualität (bspw. Tonverzerrung) kommen kann.

Rufen Sie Wortbeitragende mit Namen auf und führen Sie ggf. Vorstellungsrunden durch

Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung können u. U. die Namen unter den Bildern nicht lesen und wissen somit ggf. nicht, wer spricht bzw. anwesend ist. Es ist daher hilfreich, wenn der*die Moderator*in die Wortbeitragenden mit Namen aufruft. Ebenso ist es sinnvoll, zu Beginn der ersten Veranstaltung eine kurze Vorstellungsrunde durchzuführen, sofern die Veranstaltungsgröße dies erlaubt.

Geduld kommt allen zugute

Bitte beachten Sie, dass nicht alle Teilnehmenden gleich schnell in der Bedienung der einzelnen Funktionen sind. Für Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung kann es z. B. ggf. länger dauern, die korrekten Befehle für eine Funktion zu finden (z. B. Mikrofon anschalten). Bei Studierenden mit körperlichen Behinderungen kann es z. B. durch motorische Einschränkungen zu einer verlangsamten Bedienung der Hardware kommen. Bitte berücksichtigen Sie, dass ohnehin nicht alle Teilnehmenden gleich technikaffin sind. Unabhängig davon, ob Studierende mit Behinderung an der Veranstaltung teilnehmen oder nicht, ist Geduld bei der Bedienung der unterschiedlichen Funktionen für alle hilfreich.

Für weitere Tipps und Hinweise zur barrierefreien Lehre klicken Sie hier:
Erstellung barrierefreier Web-Seminare und Online-Vorlesungen – Video-Tutorial (Universität Potsdam)
Leitfaden für Lehrende der SBS (Universität Marburg, Fokus: Präsenzlehre)

Quelle

Die Hinweise wurden ursprünglich im Sommer 2020 vom Projekt „V#d – Vielfalt digital stärken“, Dr. Antje van Elsbergen und der Servicestelle für behinderte Studierende als Handreichung erstellt. Als Grundlage dienten Ausführungen zur Verbesserung der Zugänglichkeit in Video-Besprechungen von Dr. Antje van Elsbergen. Die Hinweise wurden nun in das Portal für digitale Barrierefreiheit integriert und werden von der Servicestelle für behinderte Studierende aktualisiert. Das Projekt „V#d – Vielfalt digital stärken“ wurde bis März 2021 aus Mitteln des Studienstrukturprogramms durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und wurde inzwischen in die Servicestelle für behinderte Studierende integriert.

Sollten Sie Ergänzungsvorschläge oder Fragen haben, wenden Sie sich gerne an die Servicestelle für behinderte Studierende (SBS): E-Mail: ; Telefon: (0 64 21) 28 26039