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Tätigkeitsfelder Sprachwissenschaft

Die Sprachwissenschaft, wie sie hier aufgefasst wird, ist der tiefe, genaue Blick in die Sprache hinein, in ihre Genese, in ihre Entwicklung, in ihre Funktions- und Wirkungsweisen, in die Regelhaftigkeit ihres Aufbaus, in die Voraussetzungen des (gegenseitigen) Verstehens, in die Ursachen des Scheiterns, des Missverstehens. Es gibt Menschen, die behaupten, dass man Grammatik, Linguistik und Rhetorik nicht vernünftig betreiben könne, wenn man nicht wenigstens eine der „klassischen“ Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) gelernt hätte, und, ja, es scheint so zu sein, dass die heutige Sprachwissenschaft wenigstens eine ihrer Wurzeln in der Antike hätte.
Über die Antikenwissenschaften hat sich auch in der Sprachwissenschaft lange Zeit eine starke Textorientierung gehalten, die erst in jüngerer Zeit, insbesondere hier in Marburg, durch die Wissenschaft vom gesprochenen Wort, der Sprechwissenschaft, erweitert und flankiert wird. Durch ihren analytischen Blick und die dezidierte Methodik kommt die Sprachwissenschaft, eigentlich eine klassische Geisteswissenschaft, den Naturwissenschaften durchaus nahe. 

Über die Frage „Was wird wann, wo, wie gesprochen bzw. ausgesprochen?“ kann man heutzutage in der Sprachwissenschaft Feldforschung betreiben, über die Verteilung der Sprachformen im Raum entstehen Verbindungen zur Geographe („Sprach-Atlas“) und nicht wenige Wege führen die Kognitions- oder gar Neurowissenschaft. Da man das Gelingen oder Scheitern des Sprechens am besten in einer geschützten Situation (Klinik) wissenschaftlich betrachten kann, war die Entwicklung der „Klinischen Linguistik“ nur konsequent. Die Absolvent*innen der Marburger „Klinischen Linguistik“ sind zwar selber keine Therapeut*innen, sind aber beruflich durchaus im Umfeld des sprachtherapeutischen Prozesses anzutreffen, dort, wo zum Beispiel die Methoden der Logopädie überprüft, verbessert und erweitert werden sollen.

Der Berufseinstieg in den eher kommunikativen Sprachwissenschaften kann bereits auf Bachelor-Ebene gelingen und zwar überall dort, wo „Kommunikation“ als „Job“ erledigt werden muss, z.B. in der Unternehmenskommunikation. In der Wissenschaftskommunikation („Wie kann man Wissenschaftler*innen dabei unterstützen, sich untereinander gut, gern, professionell und nachvollziehbar auszutauschen“) wird wahrscheinlich mindestens ein Master-Abschluss vorausgesetzt werden. Hier entwickeln sich in letzter Zeit ein paar Ansätze für gezielte beruflich Fort- und Weiterbildung, die aber noch rar gesät sind und meistens unter dem Titel „Wissenschaftliche Dokumentation“ zu finden sind. In den klinisch-neurologischen Ausrichtungen ist es zumindest eine Überlegung wert, darüber nachzudenken, sich die passende therapeutische Ausbildung (Logopädie, Ergotherapie etc.) noch ins eigene Bildungsprofil dazu zu holen – und das sogar auf Master-Ebene.

So ergeben sich folgende 8 Tätigkeitsfelder:

Diese Informationen wurden auf Grundlage von BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit und den Absolventenstudien der Philipps-Universität zusammengestellt. Wir danken Edgar Losse von der Agentur für Arbeit Marburg für die Anregung und Unterstützung.