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Kloster Corvey
Nach den Sachsenkriegen fasste Kaiser Karl der Große zu Beginn des 9. Jahrhunderts schon bald den Plan, in den sächsischen Kernlanden ein neues geistiges Zentrum zu gründen, wobei eine Realisierung noch zu seinen Lebzeiten ausblieb. Sein Sohn, Ludwig der Fromme, fasste rasch nach dem Tod Karls den Entschluss, Mönche aus dem heute in Nordfrankreich liegenden Kloster Corbie mit der Gründung eines neuen Klosters in Sachsen zu beauftragen, woraus sich auch der Name Corveys als Neu-Corbie (nova corbeia) erklären lässt.
Der ursprüngliche Standort der neuen Gründung in Hethis erwies sich allerdings als unvorteilhaft, so dass das Kloster im Jahre 822 an seine heutige Stelle bei Höxter verlegt wurde. Bei der Gründung dürfte die erste Grundausstattung der Klosterbibliothek mit Büchern aus dem Mutterkloster Corbie bestückt worden sein. Doch bald wurde auch in Corvey selbst eine eigene Buchproduktion aufgenommen, so dass die neue Bibliothek sich schnell zu einer der wertvollsten des Landes entwickelte, in deren eigener Schreibschule (Skriptorium) Handschriften durch die Mönche kopiert wurden. Eine Hochphase lässt sich für die Handschriftenproduktion in Corvey bis in das 11. Jahrhundert hinein feststellen. Im Anschluss setzte ein schleichender Niedergang nicht nur des Skriptoriums sondern auch des gesamten Klosters ein, wobei sich das Kloster den mönchischen Reformbewegungen anschloss und sich auf diesem Wege mehrfach erneuerte.
Nach der Reformation verblieb das Kloster beim katholischen Glauben, während einige Tochtergründungen Corveys, wie z.B. das Kloster Bursfelde, konvertierten oder aufgelöst wurden. Im Zuge der Einführung des evangelischen Glaubens in Bursfelde bzw. des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert wurden die dort aufbewahrten Handschriften nach Corvey transportiert. Sie bilden heute den Kern der in Marburg aufbewahrten Corvey-Handschriften. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ tiefe Spuren im Kloster Corvey. So wurde ein Großteil der ursprünglichen mittelalterlichen Bibliothek in diesen Jahren zerstört.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte ein Neuaufbau des Bestandes an mittelalterlichen Handschriften sowie neuzeitlichen Drucken. Obwohl das Kloster in dieser Zeit noch kurzzeitig zu einem eigenen Bistum erhoben wurde, folgte im Zuge der Säkularisation seine Auflösung sowie zugleich auch die Auflösung der Bibliothek. Im Zuge dieser Bibliotheksauflösung gelangten im Jahre 1812 zahlreiche Bände an Handschriften, Inkunabeln und späteren Drucken an die Marburger Universitätsbibliothek, wo sie zu den wertvollsten Stücken zählen.
Das säkularisierte Kloster selbst wurde Privatbesitz des Herzogs von Ratibor und Grafen von Corvey. Charakteristisch für das Kloster ist bis heute die Klosterkirche mit ihrer Westfassade, dem sogenannten Karolingischen Westwerk. Seit 2014 zählt die Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe.