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abgestempelt - judenfeindliche Postkarten
Am Beispiel der Postkarte als dem ersten modernen Massenmedium wird in der Ausstellung "Abgestempelt" die machtvolle Wirkung von Karikatur und Stereotyp dargestellt. Der Berliner Sammler Wolfgang Haney, selbst als "Mischling 1. Grades" nach 1933 verfolgt, hat in den vergangenen Jahren über 1000 antisemitische Postkarten zusammengetragen. Die Ausstellung zeigt an einer Auswahl von 300 Motiven beispielhaft die Wirkungsmacht stereotypischer Klischees.
Stereotype Darstellungen von Menschen sind seit jeher als vereinfachende oder überspitzte Kommentare eine Methode zur Verbreitung von Meinungen oder sozialer Identitäten. Als notwendiges Element der Kommunikationskultur vereinfachen sie komplizierte Zusammenhänge und machen sie leichter verständlich. Doch die Grenzen zwischen Stereotyp und Vorurteil sind fließend. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden antisemitische Karikaturen mit der einzigen Absicht zu verunglimpfen, zu diffamieren und auszugrenzen massenhaft verbreitet, unter anderem in Form von Postkarten. Gerade die vordergründige Harmlosigkeit vieler Postkarten provoziert heute eine Fülle von Fragen: Wie populär war der Antisemitismus tatsächlich? Welche Wirkung entfalten Karikaturen? Wie werden solche Bilder konstruiert? Die Ausstellung ist eine Leihgabe der Bundeszentrale für politische Bildung und wird von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Marburg gezeigt.
Die Eröffnung findet am 2. März um 17.00 Uhr im Foyer der Universitätsbibliothek statt.
Das Buch zur Ausstellung: Abgestempelt. Judenfeindliche Postkarten / hrsg. von Helmut Gold u.a. - Heidelberg : Umschau/Braus, 1999. - 380 S. ISBN: 3-8295-7010-4