Email
Hauptinhalt

Campi Phlegraei by Sir William Hamilton

Als vor 200 Jahren, am 6. April 1803, Sir William Hamilton (1730-1803) starb, trat einer der wohl interessantesten und vielseitigsten Persönlichkeiten von der europäischen Weltbühne ab. Hamilton kam 1764 als englischer Gesandter an den Golf von Neapel, wo er zu einem engen Berater des Königs von Neapel und beider Sizilien wurde. Seit der Wiederentdeckung der 79 nach Chr. vom Vesuv verschütteten Städten Pompeji und Herkulaneum im Jahr 1738 war Neapel zu einem beliebten Reiseziel für Aristokraten und Gelehrte aus ganz Europa geworden. Auch zahlreiche Künstler kamen hierher, denn Ansichten der Bucht von Neapel mit dem Vesuv im Hintergrund ließen sich gut an Bildungsreisende verkaufen. Drei Jahre nach Hamiltons Ankunft in Neapel begann der Vesuv aus langem Schlaf zu erwachen, in dem er eine breite schwarze Rauchsäule ausstieß, glühende Lavabrocken aus seinem Inneren herausschleuderte und Neapel mehrmals mit Ascheregen einnebelte. Begleitend folgten schwere Erdbeben, die in ganz Süditalien eine verheerende Katastrophe auslösten und Tausende Opfer forderte. Zu Ostern 1767 und ein zweites Mal 1794 strömte ein breiter Lavastrom über Weinberge und Ortschaften ins Meer.

Hamilton betrieb Feldforschungen zu dem Naturereignis und übersandte seine Aufzeichnungen an die naturforschende Gesellschaft in London. Dort stießen seine Berichte auf so großes Interesse, dass Hamilton auf eigene Kosten seine vulkanischen Briefe in drei Foliobänden mit insgesamt 54 aquarellierten Kupferstichen veröffentlichte. Derzeit ist diese 1776 vollendete, fulminante Publikation mit dem Titel Campi Phlegraei: Observations on the Volcanos of the two Sicilies als Faksimile in der Universitätsbibliothek Marburg zu sehen. Die von dem Maler Pietro Fabris in Abstimmung mit Hamilton angefertigten Illustrationen zeigen neben den Vulkanen auch beeindruckende Landschaftsansichten der Golfregion, Erdschichten im Aufriss und vulkanische Gesteine, von denen einige im Original in der Ausstellung zu sehen sind.

Begleitend zu dieser Ausstellung findet am Sonntag, dem 6. April, um 11 Uhr ein Vortrag der Kunsthistorikerin Frau Dr. Silke Köhn, Düsseldorf, statt mit dem Titel "William Hamilton (1730-1803) Diplomat, Vulkanologe und Kunstsammler."
Der Vortrag widmet sich der Biographie Sir William Hamiltons, der nicht nur als Vulkanologe zu Ruhm und Ehre kam, sondern auch als leidenschaftlicher Antikensammler bemalter Vasen aus römischen Grabfunden. Sein Interesse galt ebenso Gemälden und Hamilton beauftragte die namhaftesten Künstler des 18. Jahrhunderts, Landschaftsbilder und etwa zwei Dutzend Rollenporträts seiner jungen Geliebten, der späteren Lady Hamilton zu malen. Diese ging in die Geschichte als Geliebte des englischen Seehelden Nelson ein, mit dem aber auch Sir Hamilton eine enge Freundschaft bis zu seinem Tod verband. Als Goethe in Neapel den englischen Gesandten kennen lernte, war er beeindruckt von den gelehrten Gesprächen, die sie beim Angeln in der Bucht von Neapel führten.