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Marburg und seine Universität im Briefwechsel zwischen Heinrich von Sybel und Eduard Zeller

"Schreiben Sie alles, was in Marburg passirt, wenn etwas passirt ist."

Die Universitätsbibliothek Marburg besitzt mit dem vollständig erhaltenen, über fast ein halbes Jahrhundert reichenden Briefwechsel des Historikers Heinrich von Sybel (1817 - 1895) mit dem Philosophen und Theologen Eduard Zeller (1814 - 1908) ein schier unerschöpfliches und ungemein facettenreiches Zeitdokument für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der Briefwechsel setzt am 5. April 1849 mit den Problemen um die Berufung Eduard Zellers nach Marburg ein und spiegelt damit die politische Situation in Marburg bzw. Kurhessen in der Endphase der 48er Revolution. Die inhaltlich reichsten Schreiben umfassen den Zeitraum von 1856 bis 1861, als nach der Berufung Sybels nach München die beiden Freunde einander in einem monatlichen ausführlichen Brief vom Leben in den Familien, von universitären und städtischen Ereignissen, aber auch vom wissenschaftlichen Wirken in Marburg und München berichten. Auf diesem reichen Schatz basiert die Ausstellung, die jetzt aus Anlass der Edition der 151 Briefe durch die Marburger Historikerin Margret Lemberg in der Universitätsbibliothek zu sehen ist.

Die Ausstellung stellt nicht nur die beiden "Helden" und ihre Familien vor, sondern bezieht Freunde und Kontrahenten mit ein, so dass ein vielschichtiges Bild der Universität in der Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht. Eine andere Facette zeigt das außeruniversitäre Engagement der Briefpartner. Der liberalkonservative Sybel nahm durch Parteigründung, Reden, Resolutionen und die Übernahme eines Abgeordnetenmandats in der Ständekammer in Kassel aktiven Anteil an der Revolution 1848/49. Zeller und Sybel gründeten zusammen mit dem Bürgermeister David Lederer einen privaten Armenpflegeverein in Marburg, Zeller organisierte zusammen mit August Vilmar die dreitägige Schillerfeier im Jahr 1859 als ein ganz Marburg einbeziehendes Ereignis. In den ausgestellten Briefen, Gemälden, Fotos, Büchern und Plakaten wird das kulturelle Leben der Universitätsstadt im 19. Jahrhundert anschaulich dargestellt.

Edition: Heinrich von Sybel und Eduard Zeller. Briefwechsel 1849 - 1895. Hrsg. und mit einer Einleitung versehen von Margret Lemberg. - Marburg : Elwert, 2004. - XI, 455 S. (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 23, 4)