21.02.2018 Siegel des Universitätsarchivs restauriert
Von der Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs Marburg wurden Siegel von 18 Urkunden des Universitätsarchivs restauriert
Kanzler Dr. Friedhelm Nonne betrachtet das Ergebnis der Restaurierung der Siegel von 18 Urkunden des Universitätsarchivs. Von links: Dr. Katharina Schaal, Leiterin des Uniarchivs, Dr. Nonne, Angela Breitner und Walter Tier von der Restaurierungswerkstatt mit den beiden Auszubildenden, Dr. Andreas Hedwig, Ltd. Archivdirektor des Hessischen Staatsarchivs Marburg. Im Hintergrund Hartmut Gaul und Dr. Carsten Lind vom Uniarchiv.
Bei einem Besuch im Hessischen Staatsarchiv Marburg, in dessen Gebäude auch das Universitätsarchiv untergebracht ist, konnte der Uni-Kanzler Dr. Friedhelm Nonne am Mittwoch die jetzt wieder ansehnlichen Siegel von 18 Urkunden des Universitätsarchivs besichtigen, die in der Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs restauriert worden sind. Einige der Siegel mussten nur wieder angehangen, andere, die zerbrochen waren, zusammengefügt werden. Bei einem völlig zerbröckelten Siegel konnten nur noch die größeren Bruchstücke gesichert werden. Ist bei diesem Stück die Arbeit der Werkstatt zweifelsfrei zu erkennen, muss man an anderen Stellen doch genau hin sehen, wenn es auch das Prinzip heutiger Restauratoren ist, den Eingriff erkennbar und auch reversibel zu gestalten. Die Werkstatt erläuterte dies und zeigte die einzelnen Arbeitsschritte, die erfolgt sind, sehr anschaulich in einer Präsentation.
Aufgefallen war der Restaurierungsbedarf bei dem Projekt „Erschließung, Verpackung und Digitalisierung der Urkunden des Archivs der Philipps-Universität Marburg“. Da es dringend erforderlich war, die 485 überwiegend mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden aus ihren säurehaltigen Hüllen des 19. Jahrhunderts zu befreien und in moderne, archivfachlichen Standards entsprechende Verpackungen umzubetten, lag es nahe, außerdem Mittel für eine vollständige Digitalisierung einzuwerben. Dies gelang durch einen Antrag an den Universitätsbund, der fast 90 % der Kosten für dieses Teilprojekt übernahm. Nach Abschluss der Neuverpackung und Digitalisierung bereits im Herbst 2011 stehen die Digitalisate demnächst in der Archivdatenbank HADIS online zu Verfügung, zur guten Hälfte erschlossen durch wissenschaftliche Regesten der Historischen Kommission für Hessen. Für die zweite Hälfte müssen die alten, handschriftlichen Regesten des späten 19. Jahrhunderts noch überarbeitet werden, die Datensätze und damit sehr bald auch die Abbildungen können aber schon aufgerufen werden.
In dem Urkundenbestand befindet sich auch das älteste Stück des Archivs überhaupt, eine Urkunde aus dem Jahr 1270, deren Siegel bereits vor 120 Jahren als zerbrochen im Findbuch vermerkt und jetzt, so weit möglich, restauriert wurde. Zu dem Bestand gehören außerdem Stücke von höchster Wichtigkeit für die Philipps-Universität, wie das Privileg Kaiser Karls V. vom 16. Juli 1541, durch das die junge Gründung reichsweit anerkannt wurde, oder die Urkunde, durch die Landgraf Wilhelm VI. die Universität 1653 wieder begründete, beider Siegel unversehrt. Die Masse aber machen Urkunden zu Kapitalgeschäften, Grundstücksverkäufen und –verpachtungen aus. Bei gut der Hälfte des Bestands handelt es sich um vermutlich zusammen mit dem Besitz und den Gebäuden an die Universität gelangte Urkunden der drei Marburger Stadtklöster (Dominikaner, Franziskaner und Kugelherren), die deshalb älter als die Universität sind. Die andere Hälfte der Urkunden stammt aus der Zeit nach 1527. Sie belegen vor allem Kapitalgeschäfte der Universität und die Verwaltung des umfangreichen Stiftungsbesitzes, z. B. in Marburg und Caldern.
Am Ende der Präsentation blieb dem Kanzler, sich bei der Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs Marburg und dessen Leitung herzlich zu bedanken. Die Urkunden werden nun wieder in das Magazin gebracht und müssen dank der Digitalisate wohl nur noch sehr selten hervorgeholt werden. So überstehen sie hoffentlich auch die nächsten 500 Jahre gut. Einen Einstieg in die Archivdatenbank HADIS bietet die Seite www.uni-marburg.de/uniarchiv.