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Foto: Reinhold Eckstein

Archiv der Behringwerke / Behring-Archiv

Der Nachlass eines der bedeutendsten Marburger Mediziner, des Professors für Hygiene und Serumforschers Emil von Behring (1854-1917), gelangte im Jahr 2000 in die Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin der Philipps-Universität Marburg und wurde der Universität 2011 übereignet. Zusammen mit dem Nachlass erfolgte die Schenkung des Archivs der von Behring 1904 gegründeten Behringwerke. Während der wissenschaftliche und persönliche Nachlass Emil von Behrings durch ein von der DFG gefördertes Projekt in der Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin erschlossen und digitalisiert worden ist, war die Überlieferung der 1997 aufgeteilten Behringwerke nur eher provisorisch verzeichnet. Von September 2017 bis August 2019 wurde auch sie nach archivfachlichen Standards im Rahmen eines Projekts des Universitätsarchivs in der Recherchedatenbank Arcinsys zu großen Teilen erschlossen.

Inzwischen befinden sich alle Unterlagen des Behring-Archivs in der Obhut des Universitätsarchivs, sie werden in der Universitätsbibliothek verwahrt, wo sie im Sonderlesesaal vorgelegt werden können.

Die aus der Erschließung des Nachlasses hervorgegangene Datenbank ist seit Anfang des Jahres 2024 nicht mehr über das Netz zugänglich. Der Webserver, über den Datenbank und Webinterface bislang betrieben wurden, musste zum Jahresende 2023 abgeschaltet werden. Die technisch überholte Datenbank wurde nicht auf einen neuen Webserver überführt, stattdessen sollen die Datenbankinhalte in die Recherchedatenbank des Archivs Arcinsys importiert werden. Bis sie dort verfügbar sind, wird ein statisches Abbild der Datenbankwebseite für Recherchen angeboten. Es ist dabei aber zu beachten, dass die Registersuche nicht mehr funktioniert. Informationen zu den einzelnen Stücken und ihre Digitalisate können nur noch über die Bestandssystematik aufgerufen werden. Sie finden das Webseitenabbild unter diesem Link: https://uniarchiv.online.uni-marburg.de/evb/cgi-bin/evb   
Für Rückfragen stehen die Mitarbeiter des Universitätsarchivs gern zur Verfügung.          

Überblick über die Geschichte der Behringwerke

Die Behringwerke Marburg wurden am 7. November 1904 gegründet und als offene Handelsgesellschaft in das Handelsregister des Amtsgerichts Marburg unter der Nummer 217 eingetragen. Gesellschafter waren Emil von Behring und Carl Siebert. Im April 1914 erfolgte die Gründung der Behringwerke GmbH Bremen und Marburg. Der Sitz der Gesellschaft wurde nach Bremen verlegt. Die Produktionsstätten blieben in Marburg. Im Juni 1920 nahm die Behringwerke Aktiengesellschaft ihren Geschäftsbetrieb auf, der Gesellschaftssitz wurde wieder nach Marburg verlegt.
Aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde im August 1929 ein Betriebsübernahmevertrag mit der I. G. Farbenindustrie AG geschlossen. Die Behringwerke bleiben als eigenständige Beteiligungsgesellschaft erhalten. Seit 1932 konnten umfangreiche Investitionen und Modernisierungen in den Produktionsstätten in Marbach bei Marburg durchgeführt werden. Auf internationaler Ebene wurden sogenannte Behring-Institute gegründet.
1939 wurden die Behringwerke zum kriegswichtigen Betrieb für Impfstoff- und Serumproduktion erklärt. 1943 arbeiten fast 900 Menschen bei den Behringwerken, davon etwa 240 Fremd- und Zwangsarbeiter. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zur Wiederaufnahme der Produktion unter amerikanischer Besatzung.
Am 1. Januar 1952 wurden die Behringwerke als 100-prozentige Tochter von der Farbwerke Hoechst AG übernommen. Sie weiteten die Produktion auf dem Gebiet der Sera und Impfstoffe aus und ergänzten sie um die Bereiche Diagnostica und Veterinärmedizin. Die Behringwerke expandieren baulich und der Mitarbeiterstand steigt bis 1977 auf etwa 2.200 Beschäftigte an.
In Folge eines Konzernumbaus der Farbwerke Hoechst mit Ausgliederung verschiedener Geschäftsaktivitäten, der Begründung von Joint Ventures und der Neugründung von Unternehmen kam es seit 1994 auch zu einer völligen Umstrukturierung der Behringwerke. Sie wurden in heute 16 Unternehmen aufgespalten, die etwa 5.300 Menschen beschäftigen.