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Chemie als Leuchtturm der Wissenschaft - Robert Bunsen und seine Schüler
Im 19. Jahrhundert traten die Naturwissenschaften ihren bis heute ungebrochenen Siegeszug an. Auch die Universität Marburg hatte ihren Anteil daran. In der Chemie war es Robert Bunsen, der in der Zeit seines Wirkens von 1839-1850, eine weithin ausstrahlende Bedeutung erlangte.
Robert Bunsen
In den 1840er Jahren zog er auch ausländische Studierende an die Lahn. Die bekanntesten waren die beiden Briten John Tyndall und Edward Frankland, die ab dem SS 1847 bzw. WS 1848/49 in Marburg studierten.
Matrikeleintrag der Studenten Edward Frankland und John Tyndall vom 6. November 1848. UniA MR 305m 1 Nr. 17
Edward Frankland (*18. Januar 1825 †9. August 1899) war unehelich geboren und trug deshalb den Mädchennamen seiner Mutter. Obwohl er schon früh ein ausgeprägtes Interesse an der Chemie zeigte, blieb ihm ein Studium wegen der hohen Kosten zunächst verschlossen. Deshalb begann er 1840 zunächst eine Apothekerlehre. Gegen Ende seiner sechsjährigen Ausbildung besuchte er das Lancaster Mechanincs Institute dessen Leiter ihn anden englischen Chemiker Lyon Playfair vermittelte. Dessen Kontakte zu deutschen Chemikern führten Frankland im Sommer 1847 zum ersten Mal nach Deutschland. Ein Jahr später kehrte er zurück und immatrikulierte sich als Schüler Robert Bunsens in Marburg. Er wurde 1849 von diesem auch mit einer Arbeit über „Ueber die Isolirung des Radicales Aethyl“ promoviert.
Beglaubigte Abschrift des Sittenzeugnisses der Universität Marburg für Edward Frankland. UniA MR 307d Nr. 8
Promotionsgesuch Edward Franklands mit Zeugnissen und Empfehlungsschreiben. Darunter ein Schreiben des bekannten englischen Chemiker Lyon Playfair. UniA MR 307d Nr. 86
Frankland verbrachte seine Zeit in Marburg aber nicht nur im Labor. In der Stadt an der Lahn lernte er auch seine spätere Frau Sophie Fick kennen. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, die ihn zum Mitentdecker des Heliums und zum Wegbereiter des Konzeptes der Valenz werden ließ, ist er heute vor allem für seine Bemühungen um eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser bekannt. Er beschäftigte sich auf der anderen Seite auch mit einer Verbesserung auf dem Gebiet der Abwässer. Chemische und bakteriologische Untersuchungen dienten ihm als Grundlage jährlicher Berichte zur Trinkwasserversorgung und zur Gewässerverschmutzung. Vielfältig geehrt und ausgezeichnet verstarb er 1899 auf einer Urlaubsreise in Norwegen.
John Tyndall (*2. August 1820 †4. Dezember 1893) war der Sohn eines irischen Polizisten. Er hatte keine weiterführende Schule besucht und der Besuch einer Universität war ihm zunächst verwehrt. Ab 1840 arbeitete er als Landvermesser. Im Jahr 1847 wurde er Mathematiklehrer am Queenswood College in Hampshire, dort schloss er Bekanntschaft mit dem Chemiker Edward Frankland. Gemeinsam fassten sie den Plan zum Studium nach Marburg zu gehen. 1850 wurde er an der Philosophischen Fakultät mit der Arbeit „Die Schraubenfläche mit geneigter Erzeugungslinie und die Bedingungen des Gleichgewichts für solche Schrauben“ promoviert. Anschließend setzte er seine Studien an der Universität Berlin fort, bevor er 1851 nach England zurückkehrte. Hier konnte er sich nach stockendem Anfang auf eine beachtliche Laufbahn als Naturforscher begeben, die ihn auf die verschiedensten Forschungsfelder (Glaciologie, Atmosphärenforschung u.a.m.) führte. Nebenher war er auch ein passionierter Bergsteiger. Nach ihm wurde die von ihm erstmalig bestiegene Südwestschulter des Matterhorns Pic Tyndall benannt. Er starb hochgeehrt 1893 auf seinem Landsitz Hind Head bei Haslemere.