14.07.2023 Auf dem Weg zu Nachhaltigkeit, die nichts kostet

ver.di scheiterte im Senat der Philipps-Universität mit einem Antrag zur Förderung umweltverträglicher Mobilität

Foto: Johannes Scholten
Alle Räder stehen still? Unterwegs in der Universitätsstadt Marburg: Ein ver.di-Vorstoß im Senat nahm sich der Förderung nachhaltiger Mobilität an.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit statt mit dem Auto: Das ist einer der Ansätze für umweltverträgliche Mobilität der Uniangehörigen, die ver.di gemeinsam mit anderen progressiven Listen mit einem Antrag im Senat verfolgt hat. Nach kontroverser Diskussion lehnte die Mehrheit des Gremiums die vorgeschlagenen Maßnahmen knapp ab.

Das Ziel klingt ambitioniert: „Die Philipps-Universität will nachhaltige Impulse für Menschen und Gesellschaft geben“, heißt es auf der Uni-Homepage unter „Nachhaltigkeit“. Um das Ziel zu erreichen, will die Uni „für einen bewussten und solidarischen Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen“ werben, steht ein paar Klicks weiter zu lesen. Damit die Hochschulangehörigen mitmachen, solle die Universität sie mit geeigneten Maßnahmen zu umweltfreundlichem Verhalten ermuntern, forderte ver.di mit einem Antrag an den Senat, unterstützt von befreundeten Listen der Studierenden und der wissenschaftlich Beschäftigten.

„Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Universität erfordern das Engagement der Beschäftigten und Studierenden“, heißt es in dem Antrag, in dem es vor allem um Mobilität von und zur Uni geht: „Will die Universität zu größerer Nachhaltigkeit beitragen, so muss sie umweltfreundliches Verhalten ihrer Angehörigen auch auf dem Arbeitsweg und auf dem Weg zum Studieren aktiv fördern.“ Doch die Mehrheit im Senat sah das anders und folgte dem Antrag nicht. In der Debatte kamen überwiegend finanzielle Argumente gegen die Vorschläge zur Sprache (Zahlen zum Uni-Budget: Auf einen Blick).

Der Antrag gliedert sich in zwei Teile, einen operativen Abschnitt mit konkreten Einzelmaßnahmen zur Förderung nachhaltigen Mobilitätsverhaltens und einen strategischen Abschnitt zu den personellen Rahmenbedingungen für die Umsetzung und Fortschreibung.

Im operativen Abschnitt werden folgende Vorschläge unterbreitet:  

  • Die Universität ermöglicht das sichere und komfortable Abstellen von Fahrrädern durch zusätzliche Fahrradboxen sowie überdachte Fahrradstellplätze mit modernen Radständern in ausreichender Anzahl zugangsnah an allen Studienstandorten und Arbeitsstätten. Die Fahrradboxen sind kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
  • Die Universität weist an allen Studienstandorten und Arbeitsstätten Duschen, Umkleiden und Trockenräume aus.
  • Die Hochschulleitung wirkt auf die Stadt ein, damit diese auf die Lahnberge wieder einen Fahrradbus einsetzt und den Radweg auf die Lahnberge ausbaut.
  • Die Hochschulleitung lässt prüfen, ob den Beschäftigten ein Angebot zum günstigen Erwerb von Fahrrädern unterbreitet werden kann.
  • PKW-Fahrgemeinschaften können sich registrieren lassen und erhalten dann an allen Betriebsstätten privilegierten Zugang zu reservierten Parkplätzen in Eingangsnähe, die erst von 9.00 Uhr an für andere PKW freigegeben werden. 

Der strategische Abschnitt fordert die Erweiterung des universitären Nachhaltigkeitsbüros um eine Stelle für Mobilitätsmanagement sowie die Erhebung weitergehender Mobilitätsbedürfnisse der Uniangehörigen.

Für den Antrag stimmten neben "ver.di - Technik und Verwaltung" die Liste "Promovierende und GEW / ver.di" der wissenschaftlich Beschäftigten sowie die Vertreterinnen der Juso-Hochschulgruppe und des SDS. Das reichte nicht für die Annahme. "Insbesondere vor dem Hintergrund der Diskussionen um das Mobilitäts- und Verkehrskonzept 'MoVe35' der Stadt Marburg, bei der der Pkw-Verkehr perspektivisch um 50 Prozent reduziert werden soll, ist es höchste Eisenbahn, die richtigen Weichen zu stellen und jetzt zu überlegen, wie Beschäftigte und Studierende zukünftig an ihre Arbeits- und Lernorte kommen sollen", gibt Senatsmitglied Juko Marc Lucas von ver.di zu bedenken. "Dass das Gremium, das die Gesamtinteressen aller Statusgruppen vertreten soll, nicht in der Lage ist, diese Herausforderungen mitzugestalten, ist enttäuschend."

Indem der Senat den Antrag ablehnte, habe er es verpasst, die Uni auf dem Weg zur Nachhaltigkeit weiter voranzubringen und Verantwortung für eine lebenswerte Universitätsstadt mit zu übernehmen, kommentiert Lucas die Abstimmungsniederlage. „Wir werden unser Ziel einer umweltverträglichen Politik der Universität weiterhin mit Nachdruck verfolgen.“

Kontakt:

ver.di-Initiative fürs gemeinsame Radfahren zur Arbeit: Mitradeln erwünscht