16.02.2024 So viele wie nie
„Berechtigte Interessen“ und eindrucksvolle Kundgebung: ver.di und Land Hessen nehmen Tarifverhandlungen auf
Spannend, so eine Tarifrunde. Und „richtig cool, dass da so viele Leute waren“, sagt der Marburger ver.di-Gewerkschafter Mathis Heinrich – er meint die Kolleginnen und Kollegen, die zum Verhandlungsauftakt vors Innenministerium in Wiesbaden zogen. Es ist der Abend des 13. Februar, soeben hat das erste Treffen der Gewerkschaften mit dem Land stattgefunden. Gleich im Anschluss erhalten die Tarifbotschafterinnen und -botschafter aus den Betrieben einen ersten Einblick durch ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle.
Auch die Betriebsgruppe der Uni Marburg hat eine Delegation nach Wiesbaden geschickt: Neben Personalrat Mathis Heinrich ist Vertrauensfrau Laura Incerti vor Ort. Sie schicken den Daheimgebliebenen Fotos und Informationen vom Verhandlungsauftakt – und von der Kundgebung mit Hunderten von Leuten, die davor stattfand. „Wir sind lautstark vors Innenministerium gezogen“, erzählt Laura Incerti. Christine Behle ergänzt: „Das Erste, was die Arbeitgeberseite gesagt hat, war: So viele Leute waren noch nie dabei; das hat die schon beeindruckt.“
Hinter verschlossenen Türen dann wurde noch nicht richtig verhandelt, wie Mathis Heinrich berichtet, der dabei war, „es handelte sich eher um ein Kennenlernen.“ Schließlich ist Innenminister Roman Poseck erst seit ein paar Wochen im Amt. Christine Behle trug die Forderungen der Gewerkschaften vor und untermauerte sie mit Daten und Fakten. Zwar habe sich die Wirtschaftsleistung leicht verringert, aber aufgrund der Inflation sei die Situation der Beschäftigten viel schwieriger als für das Land. „Überall gibt es Probleme, Personal zu gewinnen“, betont die Gewerkschafterin mit Blick auf die unattraktiven Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst. „Die Beschäftigten erleben das täglich und müssen es ausbaden, weil sich die Arbeit erheblich verdichtet.“
Immerhin, in der ersten Pressemitteilung des Ministeriums ist vom „berechtigten Interesse der Gewerkschaften nach höheren Bezügen“ die Rede. Trotzdem lehnte der Ressortchef die Forderungen erwartungsgemäß ab: Die Haushaltslage sei schwierig. Am selben Abend endete die Friedenspflicht; sie verhindert Arbeitskampfmaßnahmen, solange ein Tarifvertrag gilt. Wollen die Beschäftigten ihre Forderungen durchsetzen – insbesondere 500 Euro mehr pro Monat, weniger Befristung in der Wissenschaft und einen Tarifvertrag auch für studentische Hilfskräfte –, so werden sie die Landesregierung weiter durch massive Präsenz auf der Straße beeindrucken müssen. An der Uni Marburg laufen die Arbeitskampfmaßnahmen bereits an.
Stets aktualisierte Informationen über den Stand der Verhandlungen und Aktionen von ver.di gibt es auf den Social Media-Kanälen der Betriebsgruppe: Matrix, Telegram, WhatsApp
Übersicht zur Tarifrunde bei ver.di Hessen