08.03.2024 Zu wenig
Das Land blockt: Die zweiten Verhandlungsrunde zum TV-H brachte keine Einigung
Ausruhen kommt später – das Tagungshotel in Dietzenbach, südlich von Offenbach ist nur bis Mittag gebucht. „Sehr ideologisch“ laufe das Gespräch mit dem Land Hessen, das in dem Gasthaus stattfindet, berichtet Jens Ahäuser, der für die Gewerkschaft ver.di über den Tarifvertrag für den hessischen Landesdienst verhandelt. Mit der Lohnentwicklung beschäftigen sich die Vertragsparteien erst eine Woche später, in der jetzigen zweiten Verhandlungsrunde geht es vor allem um Entfristung wissenschaftlicher Stellen und um Tarifbindung für studentische Hilfskräfte – aber das Land blockt ab.
Die Gewerkschaften fordern in der laufenden Entgeltrunde nicht nur ein kräftiges Lohnplus, sie erwarten auch, dass das Land endlich die überbordende Befristungspraxis an ihren Hochschulen begrenzt. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in Forschung und Lehre sind befristet beschäftigt, „ihre Entfristung kostet nicht einen Cent mehr“, gibt Mathis Heinrich zu bedenken. Der Marburger ver.di-Gewerkschafter und Uni-Personalrat begleitet die Verhandlungen vor Ort.
Wenigstens 35 Prozent der Stellen in der Wissenschaft sollen künftig verbindlich entfristet sein, verlangt ver.di. Aber selbst wenn das SPD-geführte Wissenschaftsministerium ein Signal setzen wolle – aus den gesprächsbeteiligten Hochschulpräsidien kommt Gegenwind, „die wollen sich nicht dreinreden lassen“, vermuten Beobachter. Das erste Angebot der Gegenseite ist ernüchternd: Die Gewerkschaften sollen lediglich an regelmäßigen Gesprächen zwischen Land und Hochschulleitungen teilnehmen.
Ähnlich mager sieht es bei den Erwartungen zu den studentischen Hilfskräften aus, die endlich in den Tarifvertrag aufgenommen werden möchten. Bislang werden sie an den Hochschulen als Sachmittel behandelt. Wenn es nach den anwesenden Hochschulleitungen geht, soll das offenbar so bleiben. Das Land bot in Dietzenbach lediglich an, nach der Tarifrunde über das Thema zu reden. „Das ist uns zu wenig“, betont Jens Ahäuser.
Die Enttäuschung ist groß bei den Gewerkschaftsmitgliedern, die in den vergangenen Wochen die größte Streikkundgebung auf die Straße brachten, die es in den Tarifrunden des hessischen Landesdienstes jemals gab. „Das Land hat den Schuss nicht gehört“, sagt einer der Aktiven mit Blick auf den Personalmangel, der aus den unattraktiven Arbeitsbedingungen resultiert.
Größer als die Enttäuschung aber ist die Entschlossenheit, vor der dritten Verhandlungsrunde nochmals kräftig für einen weiteren Warnstreik zu mobilisieren. Das Ausruhen lässt also weiter auf sich warten: Ohne erheblichen Druck werden die Beschäftigten das Land nicht dazu bringen, mit einem guten Tarifergebnis den Abfluss von Personal zu stoppen – um einen handlungsfähigen Öffentlichen Dienst in Hessen sicherzustellen.
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